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hatten sich schon im Beginn des fünften Jahrhunderts am Mittelrhein,
in der Gegend von Worms, niedergelassen und waren bald nachher
nach dem südöstlichen Frankreich gewandert, wo sie zwischen den
Alpen und der Loire in den Provinzen Burgund, Savoyen, Dauphins,
der Provence und einem Theile der Schweiz ein Reich gründeten,
das von ihnen den Namen des burgundischen erhielt. Ueber die
Vandalen wird nachher gesprochen werden.
In Deutschland, westlich von der Elbe, hatten sich im Laufe der
letzten Jahrhunderte zwei Völkerbündnisse gebildet, nämlich das der
Sachsen von der Elbe westlich bis zum Niederrhein, dann bis zu
einem Strich, der in Entfernung einiger Meilen vom Rhein entfernt
anfangs mit demselben parallel laufend, zuletzt zu den Quellen des
Main ging, und das der Franken von der Sachsengrenze westlich
bis in Holland, Belgien und Frankreich hinein. Mit den Sachsen
waren noch die Thüringer verbunden, deren Reiche etwa vom fetzigen
Thüringen an bis zur Donau reichten. Die Sachsen lebten in einer
freien Verfassung und standen nur zu Kriegszeiten unter Führung
eines selbstgewählten Herzogs; bei den Franken bildete sich in Folge
ihres Strebens nach Erweiterung des Gebiets, das eine fortwährend
einheitliche Regierung erforderte, schon früher das Königthum aus,
ohne daß indeß dem Volke seine Theilnahme an der Leitung des
Gemeinwesens gänzlich genommen wäre. Das Wort König stammt
aber vom altdeutschen Worte Kuni (Geschlecht) und bedeutet Ge¬
schlechts-, Stammesoberhaupt. Nordwestlich von den Sachsen wohn¬
ten im jetzigen Frieslaud die freien Friesen, die ihre Wohnsitze im
Laufe der Geschichte nie geändert haben.
Die Westgothen, deren König Manch wir schon kennen gelernt
haben, hatten sich nach langem Umherziehen endlich im südwestlichen
Gallien (Frankreich) niedergelassen und gründeten dort zu Toulouse
ein Reich, das sich bald über fast ganz Spanien und Frankreich bis
zur Loire ausdehnte. In Spanien bestanden noch einige kleine
deutsche Reiche, die aber allmählich mit dem der Westgothen ver¬
schmolzen wurden. Im Jahre 407 waren nämlich die deutschen
Stämme der Vandalen, Alanen und Sueven über den Rhein ge¬
gangen, waren weiter nach Westen vorgedrungen und hatten in
Spanien Reiche gegründet, die Vandalen im Süden, wo das Land
den Namen Vandalicien erhielt, den noch jetzt die spanische Provinz
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