Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen

Griechenland vor den Perserkriegen. 7 
die Gemahlin des Hades und somit Königin in der Unterwelt. Hier 
liegt der Tartarus, die Wohnung der Verdammten, und das Elysium, 
der Aufenthalt der Gerechten. — Hermes (Mercur) ist segen¬ 
spendender Hirtengott, Totenführer, Götterbote, Gott der Kauf¬ 
leute und Diebe und Erfinder der Hirtenpfeife und Lyra, während 
Dionysus (Bacchus) der Gott des Weines ist, dessen Dienst 
geheimnisvoll und üppig war. — Daneben sind Wälder und Berge, 
Felder und Wiesen, Flüsse und Seen mit einer Unzahl göttlicher 
Wesen belebt, welche das großartige Walten der Natur sinnbildlich 
darstellen und oft in die Geschicke der Menschheit eingreifen. Mit 
dieser Götterwelt wurde das Erdenleben in der innigsten Wechsel¬ 
beziehung gedacht. Von der Geburt an steht jedem Sterblichen 
ein Schutzgott (Dämon, Genius) zur Seite und wirkt auf seine 
Entschließungen und Handlungen ein, ohne ihn jedoch der Freiheit 
des Willens zu berauben. Der häusliche Herd ist der Sitz der 
Hestia (Vesta) und der heiligen Haus- und Familiengötter 
(Penaten, Laren), welche die Wohnung vor Unheil bewahren, und 
jedes wichtige Lebensereignis steht unter der Obhut einer be¬ 
sonderen Gottheit. Oft steigen die Himmlischen zu vertrautem 
Verkehr mit den Menschen von dem ewig heitern Gipfel des 
Olymp, ihrem Sitze, herab, und auch in den Wohnungen der 
Götter selbst wiederholen sich irdische Freuden. Hebe, die Göttin 
der Jugend, spendet bei den Gastmählern der Götter Nektar und 
Ambrosia, und die Unsterblichen erfreuen sich an den Gesängen 
des Apoll und der Musen. — Im Gegensatz zur christlichen Vor¬ 
stellung, nach welcher das irdische Leben nur die Prüfungs- und 
Vorbereitungszeit für ein zukünftiges, höheres Dasein ist, haben die 
lebensfrohen Griechen alle Freuden dem irdischen Dasein zugewiesen. 
Diese mit Freiheit und Schönheit begabte Götterwelt ist in den 
vollendetsten Werken griechischer Kunst und Poesie dargestellt. 
§. 10. Aas Ieitatter der Keröen. 
Die älteste Geschichte knüpft sich an einzelne Helden, die sich 
durch Erlegung wilder Tiere und Ungeheuer und durch die Grün¬ 
dung von Städten um das Land verdient machten. Diese Heroen 
verkehren mit den Göttern, und in den Erzählungen von ihren 
Abenteuern und Kämpfen sind Geschichte und Sage verflochten. 
Am bekanntesten ist Herakles (Hercules), der Sohn des Zeus 
und der Alkmene und das Sinnbild der höchsten menschlichen 
Heldenkraft. Er stellt die Menschheit dar, die sich vermöge ihrer 
halbgöttlichen Abstammung, trotz aller feindlichen Gewalten, zum 
Olymp emporzuschwingen vermag. Zum Dienste seines Vetters 
Eurystheus gezwungen, vollbringt er in dessen Auftrage zwölf 
Arbeiten (der nemersche Löwe, die neunköpfige Hydra, die Hirsch¬ 
kuh der Artemis, der erymanthische Eber, der Stall des Augtas, die 
Vögel am See Stymphalis, der Stier des Minos, die Rosse des
	        
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