Vorwort.
dieses Hilfsbuch setzt den propädeutischen, rein biographischen
Geschichtsunterricht der unteren Klassen voraus und ist somit für
die mittleren und oberen Klassen unserer höheren Mädchenschulen
bestimmt. Der Verfasser kann es nicht unterlassen, hierbei den
Wunsch auszusprechen, daß Lei dem propädeutischen Unterrichte
unserer germanischen Mythen- und Sagenwelt ein recht weiter
Raum gelassen werde, damit unsere deutschen Mädchen mindestens
ebenso gut mit Wodan, Freyr und Frigga bekannt gemacht werden,
als mit Jupiter, Juno und allen den griechischen und römischen
Gottheiten, in deren Privatverhältnisse sie oft nur zu gut einge¬
weiht werden. — Der erfahrene Lehrer wird aber auch in den
Mittelklassen und, soweit es nicht den pragmatischen Unterricht
benachteiligt, selbst in den Oberklassen die im Mittelpunkte der
Ereignisse stehenden historischen Gestalten dem Naturell des Mädchens
entsprechend in möglichst plastischer Lebendigkeit hervortreten
lassen, ohne sich dabei in kleinliche Detailmalerei zu verlieren.
Das vorliegende Werkchen soll nur ein Hilfsbuch sein und
setzt als solches den lebendigen, unmittelbaren Vortrag des Lehrers
voraus, welchem es als Anhalt dienen soll, während es der Schülerin
eine Stütze für die Repetition bietet. Der kundige Lehrer wird
selbst ermessen, welche Partieen sich für die mittleren und welche
sich für die oberen Klassen eignen; eine strenge Unterscheidung nach
Paragraphen läßt sich hier wohl nicht treffen.
Beschränkung, möglichste Beschränkung des Stoffes
schwebte dem Verfasser als erstrebenswertes Ziel vor Augen. Unsere
Mädchen müssen so viel des Wissens in sich aufnehmen, daß sich
der Lehrer ein wahres Verdienst nm ihre geistige und körperliche
Ausbildung erwirbt, welcher in seinem Fache sich die engsten
Grenzen zieht, selbstverständlich ohne dabei das Ziel einer höheren
Ausbildung aus den Augen zu verlieren. Darum werden eifrige
Geschichtslehrer in diesem Buche Hunderte von Namen und Zahlen
vermissen. Aber gerade durch diese Beschränkung hofft der Ver-