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Landesherren geworden waren (Erbfolge nach dem Rechte der
Erstgeburt), hatte sich umgekehrt in Westeuropa die königliche Ge¬
walt zu immer größerer Macht erhoben, a) In Frankreich
beschränkte schon unter dem auf die Karolinger folgenden Hause der
Kapetinger (987—1328) Ludwig IX. der Heilige (1226—1270)
die Macht der Vasallen durch die Einrichtung oberster königlicher
Gerichtshöfe (Parlamente). Durch den über die Erbfolge des
Hauses Valois (1328 —1589) ausgebrochenen hundertjährigen
Krieg zwischen England und Frankreich wurden dann unter
Karl VII. (1422—1461) infolge des Auftretens der Jungfrau
von Orleans (1429) bis zum Jahre 1453 die Besitzungen der
Engländer in Frankreich (bis auf Calais) von den Franzosen
erobert. Als endlich der ränkevolle Ludwig XI. (1461—1483)
alle großen Lehen bis auf die Bretagne, sein Nachfolger Karl VIII.
(1483 —1498) auch diese mit der Krone vereinigt hatte, war
Frankreich ein fest geschloffener Staat, und die königliche Macht
fast unbeschränkt.
b) In England, wo auf die normannischen Könige (1066
bis 1154) das Haus Plantagenet oder Anjou (1154—1399)
mit seinen Nebenlinien Lancaster (1399 — 1461) und Aork
(1461—1485) folgte, wurde unter dem schwachen Johann ohne
Land 1215 durch die Magna Charta (Sicherung von Leben und
Freiheit) eine Vertretung der Barone und Prälaten (geistlichen
Großwürdenträger) geschaffen, welche sich unter seinem Sohne
Heinrich III. 1265 durch die Berufung von Mitgliedern der Ritter¬
schaft und des Bürgerstandes zum Parlament erweiterte, unter
Eduard I. 1297 das Steuerbewilligungsrecht erhielt und sich
unter Eduard III. in zwei Häuser (Haus der Lords und der
Gemeinen) sonderte. Nach langen Thronstreitigkeiten der Häuser
Lancaster und Aork, dem Kampfe der roten und weißen Rose
(Schwächung des Adels), stellte Heinrich VII. aus dem Hause
Tudor (1485—1603) durch den Sieg bei Bosworth 1485 über
Richard III. die Ruhe und eine starke Königsgewalt her.
c) Auf der pyrenäifchen Halbinsel bildeten sich bei dem sieg¬
reichen Vordringen der Christen gegen bie Mauren (der Cid, f 1099)
gegen Ende des Mittelalters aus mehreren kleineren Staaten durch
Vereinigung und Teilung die Königreiche Portugal, Castilien