Full text: Das Mittelalter (Teil 2 = Unterprima)

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Polen wurde zum größten Teile durch Wladislaw Lokietek 
(Zwerg) wieder vereinigt (1306), welcher dem Vordringen des 
deutschen Elements ein Ziel setzte und den Königstitel annahm. 
Die lange und größtenteils friedliche Regierung Kasimirs des 
Großen (1333—1370) hob die Macht des Reiches. Ackerbau 
und Handel blühten auf, die Gründung der Universität Krakau 
hob die wissenschaftliche Bildung, in den Statuten wurde ein all¬ 
gemein gültiges Reichsrecht geschaffen. Indem die Wehrpflicht auf 
den Grundbesitz basiert wurde, erhielt der Adel (Szlachta) die 
ausschlaggebende Stellung. Nach dem Tode Ludwigs des Großen 
von Polen und Ungarn (1382) wurde durch die Wahl Jagellos 
1386 (Wladislaw IV. 1386—1434) die Einführung des Christen¬ 
tums in Litauen bewirkt, und die Vereinigung von Polen und 
Litauen angebahnt. Der Krieg gegen den deutschen Orden in 
Preußen sollte für Polen die Ostseeküste erwerben; aber der Sieg 
bei Tannenberg 1410 blieb erfolglos, da die tapfere Verteidigung 
der Marienburg durch Heinrich von Plauen und das Eintreten 
Sigismunds von Ungarn und Brandenburgs den Orden rettete, und 
im ersten Frieden zu Thorn 1411 mußte sich Polen mit be¬ 
deutenden Geldzahlungen begnügen. Erst unter Kasimir IV 
(1444—1492) erhielt Polen im zweiten Frieden zu Thorn 
1466 den Besitz von Westpreußen und die Lehnshoheit über Ost¬ 
preußen. 
Die drei nordischen Reiche wurden 1397 durch die kalma- 
rische Union unter einer Herrschaft vereinigt und wußten sich 
seitdem der drückenden Abhängigkeit von der Hansa immer mehr 
zu entziehen. Aber die herrschenden Unruhen im Innern, nament¬ 
lich das Widerstreben Schwedens (unter den Sture) gegen die 
Union, hinderten die Entwickelung einer bedeutenden politischen 
Macht. 
7. Die großen Entdeckungen. 
Der äußerste Orient war den Völkern des Abendlandes in der 
ersten Hälfte des Mittelalters fast unbekannt; die wertvollen Er¬ 
zeugnisse desselben, namentlich die kostbaren Gewürze, gelangten 
nur durch Vermittelung der Araber nach dem.Westen. Erst die 
Gründung des Mongolenreiches gestattete die Anknüpfung direkter 
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