Full text: Die Neuzeit (Teil 3 = Unter- und Oberprima)

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Durch die Gründung des schmalkaldischen Bundes wurde der 
deutsche Protestantismus eiue europäische Macht, welche tu Gegen¬ 
satz zu deu kaiserlichen Weltherrschaftsplänen trat. Die Feind¬ 
seligkeiten Frankreichs und des Sultaus und die drohende Haltung 
sogar der katholischen Reichsstände nötigten den Kaiser daher, seine 
Einwilligung zu dem Nürnberger Religionsfrieden 1532 
zu geben, nach dem bis zu einem allgemeinen Konzil zwischen dem 
Kaiser mtd allen Ständen des Reiches Frieden gehalten werden 
sollte. Damit war die religiöse Neuerung wenigstens vorläufig 
förmlich auerkauut. 
Durch deu Religiousfriedeu gewarnt der Protestantismus Gelegen¬ 
heit, sich wieder weiter auszubreiten und die Gefahr, welche in dem 
Siege einer radikalen Richtung in der Kirche lag, nochmals zu 
überwinden. Durch die gewaltsame Zurückführung des geächteten 
Herzogs Ulrich wurde auch Württemberg für die Reformation 
gewonnen. Gleichzeitig sagte sich Heinrich VIII. von England von 
der katholischen Kirche los und knüpfte Verbindungen mit dem 
schmalkaldischen Bunde an. Auch mit den Reformierten wurde 
durch die Koukordie 1536 eine Einiguug hergestellt. 1538 trat 
Dänemark dem schmalkaldischen Bunde bei, 1539 siegten die 
Reformierten im albertinifchen Sächselt und in Kurbrandenburg, 
wo Joachim II. eine besondere, der katholischen ähnliche Kirchen¬ 
ordnung einführte. Gauz Norddeutschland und ein Theil von 
Süddeutschland waren evangelifiert, und auch iu den katholischen 
Staaten, wie Österreich und Bayern, zählte die neue Lehre viele 
Anhänger. 
Gleichzeitig scheiterten auch die letzten Versuche, der deutschen 
Reformation eine radikale und demokratische Richtung zu geben. 
Die radikale Richtung, welche mit ihrer Forderung eines streng 
evangelischen uud asketischen Lebens und der Erwartung des nahen 
Gottesreiches bereits früher iu Zwickau mtd während des Bauern¬ 
krieges iu Mühlhausen hervorgetreten war und als äußeres Kenn¬ 
zeichen die Wiedertaufe eingeführt hatte, gewann trotz heftiger 
Verfolgungen große Verbreitung, namentlich in den Niederlanden, 
und drang von da aus 1534 auch in Münster ein. Unter 
Leitung des Niederländers Jan Matthys von Haarlem wurde eine 
kommunistische Staatsordnung eingeführt. Dessen Nachfolger,
	        
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