Full text: Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) (Hauptteil 3)

44 Die Entwicklung der Gegenreformation in Deutschland 2c. 
Parteien heftig befehdeten, nämlich die Wallensteinsche, die durch den 
Verzicht auf die Restitution die Protestanten zur gemeinsamen Vertreibung 
der Schweden gewinnen wollte, und die spanisch-bayerisch-katholische, 
die einstweilen noch auf der Durchführung des Restitutionsediktes bestand. 
Infolgedessen konnte Oxenstjerna die rheinischen, fränkischen und schwä¬ 
bischen Protestanten zürn Heilbronner Bündnis unter schwedischer Leitung 
Ihnil vereinigen; ebenso kämpften die schwedischen Feldherrn Bernhard 
von Weimar und Horn in Süddeutschland erfolgreich gegen den 
bayerischen General Johann v. Werth und den in Bayern stehenden 
Wallensteinschen General A l d r i n g e r. Demgegenüber unternahm 
allerdings W a I l e n st e i n von Böhmen aus, wohin er sich nach der 
Schlacht bei Lützen zurückgezogen hatte, siegreiche Vorstöße gegen Sachsen 
und Schlesien; statt aber seine Siege auszunützen, knüpfte er immer 
wieder Verhandlungen an und zwar nicht nur mit Sachsen und Branden¬ 
burg sondern auch, ob zum Schein oder nicht, mit den Schweden. Als 
1633 nun schließlich Bernhard von Weimar sogar Regensburg eroberte 
und somit die kaiserlichen Erblande bedrohte, ohne daß Wallensiein ernst¬ 
lich gegen ihn vorging, verlor Ferdinand II. das Vertrauen aus seinen 
Oberfeldherrn und willigte in dessen abermalige Entfernung. Dies führte 
1634 zu Wallensteins Ermordung. 
Sobald Wallenstein inneward, daß man ihn neuerdings absetzen wollte, 
suchte er sich der Truppen zu versichern und deren Führer durch zwei „Reverse" 
ausschließlich an seine Person zu fesseln. Da aber die überwiegende Mehrheit 
des Heeres dem Kaiser die Treue hielt, mußte der Herzog, wegen „meineidiger 
Treulosigkeit" öffentlich für abgesetzt erklärt, sein Hauptquartier Pilsen ver¬ 
lassen und auf seine persönliche Rettuug bedacht sein. Er ging nach E g e r, um 
sich hier mit den Sachsen und, nun auch ernstlich, mit den Schweden zu verbünden, 
wurde aber auf Anstiften des Obersten Butler ermordet; das gleiche Schicksal 
traf feine vertrauten Freunde Jllow, Trzka und Kinsky.. 
Mit der Beseitigung Wallensteins war in der kaiserlichen Politik die 
Einheitlichkeit der Leitung wiederhergestellt. An die Spitze des Heeres 
trat der Thronfolger Ferdinand (III.), beraten von dem kriegskundigen 
Gallas, einem ehemaligen Unterseldherrn Wallensteins, und dem 
kühnen bayerischen Reiterführer Johann v. Werth. In einträchtigem 
Zusammenwirken eroberten diese Regensburg zurück und brachten 
1634 den Schweden in der Schlacht bei Nördlingen eine vernichtende Niederlage 
Sept’ bei. General Horn geriet in Gefangenschaft; Bernhard von Weimar floh 
mit dem Reste der schwedischen Truppen über den Rhein nach dem Elsaß; 
die Stellung Schwedens in Süddeutschland war tief erschüttert. Daraufhin 
1635 kam endlich zwischen Sachsen und dem Kaiser der Friede von Prag zustande: 
Sachsen erhielt die Lausitz; das Restitutionsedikt wurde (vorläufig auf 
40 Jahre) außer Kraft gefetzt. Dem Prager Frieden traten fast alle nord-
	        
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