Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns

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130. Die Bayern an der Loire. 
retteten die dünne Linie des weichenden Fußvolkes vor dem Durchbruch feind¬ 
licher Übermacht. Sie avancierten mehrere hundert Schritt um die feindlichen 
Geschütze näher zu fassen und Batterie Baumüller stand am rechten Flügel 
der Verteidiger des Parkes von Coulmiers, unerschüttert trotz herbster Ver¬ 
luste, vorne in der Plänklerlinie. 
Ungewöhnlich zeichnete sich hier auch Oberst Gras Isenburg aus, der 
mit dem 13. Infanterieregiment und versprengten Abteilungen des 10. Schloß 
und Park Coulmiers hielt, nachdem er die Verteidigung durch Distanzmarkie¬ 
rungen und Schließung einzelner Mauerlücken vorbereitet. So wehrten sich 
die Bayern 6 Stunden lang gegen die Massen der Division Barry vom 16. 
nnd der Brigade Daries vom 15. Korps.*) 
In der Schlacht bei Beangency-Cravant tat sich auch Prinz Leopold 
von Bayern als Batteriechef besonders hervor und ermutigte die Mann¬ 
schaften durch kaltblütige Haltung. Die fünf Batterien der Artilleriereserve 
unter Major Schleitheim wirkten hier mit ähnlicher Hingebung wie jene bei 
Coulmiers. Die 3. Jnfanteriebrigade avancierte unter heftigem Feuer auf 
ebenem Gelände gegen zahlreiche Weinberge und trotz herbster Verluste 
(schon im Treffen von Orleans hatte dtefe Brigade den stärksten Verlust ant 
11. Oktober und ebenso bei Loiguy) stockte der Angriff keinen Augenblick. 
Doch gelang es erst der 2. Brigade Orff nnd der etwas später eingreifenden 
1. Brigade den Feind zurückzudrängen. Dabei machte Munitionsmangel 
mehrere Bataillone fast kampfunfähig. Das nachfolgende Biwak der Sieger 
stellte letztere auf harte Geduldprobe. Es war bitterkalt, die Verpflegung glänzte 
durch Abwesenheit, da die Proviantwagen sich in der Dunkelheit nicht zu ihren 
Truppenteilen dnrchfinden konnten. Am Flügel rechts bei Cravaut nahm das 
bayerische 9. Jägerbataillon „am Kampfe rühmlichen Anteil", wie der preußische 
Divisionsgeneral von Wittich (22. Division) in seinem Tagebuch bezeugt. 
Am folgenden Tage (9. Dezember) focht wieder das 13. Infanterie¬ 
regiment bei Villechanmont mit Energie nnd Graf Isenburg, jetzt Komman¬ 
dierender der 4. Brigade, harrte aus, bis die 22. Division ihn aus der 
kritischen Lage befreite. Hiebei hatte die Sechspfünderbatterie Kriebel, der 
sich zwei Vierpfünder anschlössen, einen besonders schweren Stand. Feindliche 
Granaten räumten unter Stücken und Bemannung dermaßen auf, daß nur 
noch 14 Mann und 3 Geschütze übrigblieben. Am rechten Flügel nahm General 
Orff den wichtigen Ort Beanvert glänzend mit Sturm. Am 10. Dezember 
beschäftigte das arg gelichtete bayerische Korps das 21. französische Korps 
am Walde von Märchenoir. 
Am 11. Dezember schied es aus der Front und kehrte am 12. Dezember 
nach Orleans zurück um endlich auf einige Wochen Feierabend zu machen. 
i) Graf Asenburg und Major Baumüller erhielten den Max-Josephs-Orden, 
ebenso später Hauptmann Reder, ein anderer Chef der obengenannten 5 Batterien.
	        
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