XXI. Rede les deutschen Reichskanzlers Fürsten Bismarck. 301
Verabredungen, die sie miteinander getroffen hatten, bemächtigte sich
unserer öffentlichen Meinung dieselbe nervöse und, wie ich glaube,
übertriebene Aufregung, mit der wir heute und die letzten Jahre zu
kämpfen haben — namentlich halte ich sie heute für besonders un¬
motiviert.
Ich bin nun weit entfernt, aus der Thatsache, daß ich sie heute
für unmotiviert halte, den Schluß zu ziehen, daß wir einer Ver¬
stärkung der Wehrkraft nicht bedürften, sondern umgekehrt. Daher
dieses vierzigjährige Tableau, das ich eben, vielleicht nicht zu Ihrer
Erheiterung, aufgerollt habe, — und ich bitte um Verzeihung; aber
wenn ich ein Jahr hätte fehlen lassen von denen, welche Sie doch
alle schaudernd selbst miterfahren haben, so würde man nicht den
Eindruck haben, daß der Zustand der Besorgnis vor großen Kriegen,
vor weiteren Verwickelungen, deren Koalitionsergebnisse niemand vor¬
her beurteilen kann, daß dieser Zustand ein permanenter ist bei uns,
und daß wir uns darauf ein für allemal einrichten müssen; wir
müssen, unabhängig von der augenblicklichen Lage, so stark sein, daß
wir mit dem Selbstgefühl einer großen Nation, die unter Umständen
stark genug ist, ihre Geschicke in ihre eigene Hand zu nehmen, auch
gegen jede Koalition — (Bravo!) mit dem Selbstvertrauen und mit
dem Gottvertrauen, welches die eigene Macht verleiht und die Ge¬
rechtigkeit der Sache, die immer auf deutscher Seite bleiben wird nach
der Sorge der Regierung —, daß wir damit jeder Eventualität ent¬
gegensehen können und mit Ruhe entgegensehen können. (Bravo!)
Wir müssen, kurz und gut, in diesen Zeiten so stark sein, wie
wir irgend können, und wir haben die Möglichkeit stärker zu sein
als irgend eine Nation von gleicher Kopfstärke in der Welt; (Bravo!)
— ich komme darauf noch zurück —, es wäre ein Vergehen, wenn
wir sie nicht benutzten. Sollten wir unsere Wehrkraft nicht brauchen,
so brauchen wir sie ja nicht zu rufen. Es handelt sich nur um die
eine nicht fehr starke Geldfrage, — nicht sehr starke, wenn ich bei¬
läufig erwähne — ich habe keine Neigung, auf die finanziellen und
militärischen Ziffern einzugehen —, daß Frankreich in den letzten
Jahren 3 Milliarden auf die Verbesserung seiner Streitkräfte ver¬
wandt hat, wir kaum IV2 mit Einschluß dessen, was wir Ihnen jetzt
zumuten. (Hört, hört! rechts.) Indessen ich überlasse es dem Herrn
Kriegsminister und den Vertretern der Finanzabteilung, das aus¬
zuführen.
Wenn ich sage, wir müssen dauernd bestrebt sein, allen Eveutuali-