VII. v. Treitschke, Anfänge der Eisenbahnen in Deutschland. 83
denen der Staat großenteils Söhne des armen Adels verwandte, die
Söhne lithauischer Walddörfer und die Söhne der Großbürger von
Köln zu streitbaren Männern, welche dadurch immer noch viel mehr
von Zucht und Hingabe an den Staat erhielten, als die patriotischen
Veranstalter des Hambacher Festes der großen Masse ihrer Landes¬
genossen zu geben vermochten.
Uns wird es leicht dies zu übersehen, und es ist geringes Ver¬
dienst, den Irrtum eines früheren Geschlechtes darzulegen. Worin
jene Männer irrten, das haben sie schwer gebüßt, viele mit Glück
und Leben, aber sie waren damals, wenn auch ebenso einseitig und
beschränkt wie ihre Gegner in den Regierungen, doch in vielen Ge¬
danken, die sie verkündeten, Vertreter der idealen Habe unserer Nation
und der großen politischen Wahrheiten, auf denen jetzt das Staats¬
leben der Deutschen ruht. Sie haben verkündet und sind vergangen,
damit wir leben. Das darf auch den Gefallenen die Nation nicht
vergessen. Vieles in jenen Anfängen erscheint uns schwächlich, es
waren in Wahrheit harte, aufreibende und menschenvertilgende Kämpfe,
von beiden Seiten sanken die Opfer, es waren nicht deutsche Jour¬
nalisten allein, welche darum in Irrsinn endeten, und es waren nicht
Journalisten uud Handwerksgesellen allein, welche darum aus dem
Lande ihrer Väter in die Verbannung getrieben wurden.
VII.
Die Anfänge der Eisenbahnen in Deutschland.
(v. Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Band IV. Leipzig,
Hirzel 1889. IV. Buch. 8. Abschnitt. S. 578—600. ^Gekürzt.))
Trotz der großen Fortschritte dieser Jahre blieb Deutschland, den
Westmächten gegenüber, noch immer ein armes Land. Der Zinsfuß
stand hoch, auf 41/a bis 5 Prozent; größere Unternehmungen mußten
ihre Kapitalien oft aus England entleihen, wo sie für 2l/2 bis 3 Prozent
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