Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla 88—82. 75
Als der Krieg mit Mithridates ausbrach, übertrug der Senat Ausbruch des
den Oberbefehl Sulla, der ohnedies für das Jahr 88 zum Konsul öurgerkneges.
erwählt war. Unter unerhörten Gewaltthätigkeiten fetzte jedoch gleich
darauf ein Freund des Marius, der Volkstribun Snlpicius, durch,
daß die Volksversammlung den Oberbefehl dem Sulla entzog und
an Marius übertrug. Sulla war schon nach Campanien abgereist,
wo sich sein Heer sammelte. Er führte es zunächst nach Sulla nimmt
Rom, erzwang den Einmarsch in die Stadt und ließ durch den
Senat die zwölf bedeutendsten Führer der demokratischen Partei,
darunter auch Marius, ächten. Dieser entkam jedoch unter den seit-- Marius
samsten Abenteuern nach Afrika. Als Sulla nach dem Orient 9«we.
abgezogen war, rief Cinna den Marius zurück. Beide umlagerten
Rom und nötigten es zur Übergabe. Jetzt ließ Marius seiner Schreckens-
Rachsucht freien Lauf. An der Spitze von bewaffneten Sklaven ML Ul£
zog er durch die Straßen Roms und ließ jeden niederhauen, dessen Nnna in Nom.
Gruß er nicht erwiderte. Unter dem Eindruck fünftägiger Mord¬
scenen, welchen alle erreichbaren Aristokraten zum Opfer fielen,
wurden Cinna und Marius zu Konsuln gewählt. Der letztere starb
aber wenige Tage darnach über siebzig Jahre alt (86). Cinna Marius f 86.
führte noch zwei Jahre eine Willkürherrschaft, indem er nicht einmal
die neu gegebene demokratische Verfassung Roms beachtete. Als
Sulla nach glücklicher Beendigung des mithridatischen Krieges sich an¬
schickte, nach Italien zurückzukehren, wollte ihm Cinna nach der Balkanhalb¬
insel entgegenziehen, wurde aber von seinen eigenen Trnppen erschlagen.
Sulla landete im Jahre 83 in Brnndusinm, zog alle Anhänger Sullas Rück-
der aristokratischen Partei an sich und wandte sich gegen die neuen
Häupter der Demokraten, von denen der gleichnamige Sohn seines
alten Feindes Marius und Sertorius die bedeutendsten waren. Der
letztere mußte sich schließlich nach Spanien flüchten, der jüngere
Marius wurde in Präneste eingeschlossen, wo er sich bei der Über¬
gabe der Stadt durch einen Sklaven den Tod geben ließ. Nun
herrschte Sulla in Rom. Er ließ sich zur Neugestaltung des Sulla Diktator.
Staates und zur Erteilung einer neuen Verfassung die Diktatur
übertragen; da er jedoch ebenso wie vorher Marius vorerst seine
politischen Gegner auszurotten trachtete, folgte auf die demokratische
Schreckensherrschaft des Marins die aristokratische Sullas.
Nachdem Tausende Vermögen und Leben eingebüßt hatten, änderte
Sulla die Verfassung in aristokratischem Sinne. Der Senat .^uUao
wurde durch neue Mitglieder ergänzt; seine Befugnisse wurden in ^l0’ up Tcmen'
demselben Maße vermehrt, als die der Volksversammlungen und der
Volkstribunen beschränkt wurden. Nachdem er seine Verfassung
durchgeführt, trat Sulla freiwillig von der Diktatur zurück; er starb
im nächsten Jahre (78) aus seinem Landgut in Campanien. Seine
Leiche wurde nach Rom gebracht und mit königlichem Pompe auf
dem Marsfeld verbrannt.