Full text: Geschichte des Mittelalters (Band 2)

40 Ludwig der Fromme. — Teilung des karolingischen Reiches. 
diesem abspenstig zu machen. Als in einer Nachl der größte Teil 
desselben zu den Söhnen übergegangen war, gab sich Ludwig mit 
seiner Gemahlin und seinem Sahne Karl in ihre Gewalt. Die 
Kaiserin ward nach Italien, Karl nach dem Kloster Prüm in der 
Eifel geschickt, den Kaiser brachte Lothar nach Soissons, wo man 
ihn zur Abdankung zu bewegen suchte. Da er sich dessen jedoch 
Kirchenbuße zu entschieden weigerte, zwang ihn Lothar zu einer öffentlichen Buße, 
Lvinon-, lim chn in den Augen des Volkes herabzusetzen. Aber gerade die 
Härte, mit der er seinen Vater behandelte, hatte einen Umschwung 
zur Folge: Ludwig der Deutsche, der dem Vater schon 830 die 
Krone gerettet hatte, erhob sich offen gegen Lothar, auch Pippin 
Ludwigs schloß sich aus Neid gegeu den Erstgeborenen an. So wurde 
Wiederein- der Kaiser wieder in die Regierung eingesetzt, seine Gemahlin und 
leknng. fein jüngster Sohn kehrten an den Hof zurück. Aber Ludwig war 
durch solche Erfahrungen nicht klüger geworden: nachdem Pippin 838 
gestorben war, bekam Karl der Kahle nicht nur dessen Anteil (Aqui¬ 
tanien), sondern sollte noch mehr erhalten, wodurch sich Ludwig der 
^Ludwig der Deutsche zurückgesetzt sah. Als er deshalb rüstete, zog Ludwig der 
Frommes840. Fromme gegen ihn, erkrankte aber zu Frankfurt und starb auf einer 
Rheininsel bei Ingelheim 840. 
Teilung des karolingischen Reiches 843. 
Kaum war Ludwig der Fromme tot, so brach unter seinen 
Söhnen offene Feindschaft aus: Lothar, der schon 817 zum Kaiser 
ernannte Erstgeborene, kämpfte für die Einheit und Unteilbarkeit 
des Reiches, Ludwig und Karl verlangten eine Teilnng desselben. 
In diesem Bruderkrieg, der um so verderblicher wirkte, als gleich¬ 
zeitig die Küsten des Reiches von Normannen uud Sarazenen an¬ 
gegriffen wurden, lieferten Ludwig und Karl ihrem Brnder 841 bei 
Fontanetum Fontanetnm eine äußerst blutige Schlacht, in welcher die Franken 
wie nie zuvor gegeu einander wüteten. Da aber Lothar, der 
Besiegte, nachher durch listige Unterhandlungen seine siegreichen 
Brüder zu trennen suchte, gelobten sich diese in der Ebene von 
Straßburg angesichts ihrer beiden Heere eidlich gegenseitige Hilfe 
nnd nötigten so Lothar endlich zur Nachgiebigkeit. Zu Verdnn 
Vertrag von wurde das karolingische Reich 843 geteilt: Lothar erhielt Mittel- 
Verdun 843. und Oberitalien, dann einen Strich Landes vom Golfe dü Lion 
bis zur Nordsee, der westlich im allgemeinen durch Rhone, Saone, 
Maas und Schelde, östlich durch Alpen und Rhein begrenzt war, 
aber noch das nördlich der Rheinmündung liegende Friesland um¬ 
faßte, wofür die linksrheinischen Gane von Speier, Worms und 
Mainz Ludwig dem Deutschen gegeben wurden, der alles von 
hier nach Osten liegende Gebiet bekam, wie Karl der Kahle alles
	        
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