Full text: Geschichte des Mittelalters (Band 2)

Persönlichkeit 
Heinrichs III. 
Mangel einer- 
umfassenden 
Reichsgesetz¬ 
gebung. 
Die letzten 
Jahre Hein¬ 
richs III. 
64 Hvhe der mittelalterlichen Kaisermacht. 
als dessen Schirmvogt und als ihren Oberherrn an, dem so der 
germanische Norden wie der magyarische und slavische Osten in 
gleicher Weise huldigten. 
Diese Machtentfaltung der kaiserlichen Gewalt nach innen wie 
nach außen erklärt sich schon aus der Persönlichkeit Heinrichs III. 
Er besaß vor allem diejenige ritterliche Art und kriegerische Tüchtig¬ 
keit, ohne die er weder seine Landsleute fesseln noch Fremde hätte 
einschüchtern können. Aber es waren ihm noch andere Züge eigen, 
die gerade auf seine Zeitgenossen besonderen Eindruck machen mußten. 
Nicht uur daß er infolge seiner glücklichen Begabung wie einer sorg¬ 
fältigen Erziehung, auf die feine kluge und gebildete Mutter Gisela 
von großem Einfluß gewesen, für seine Zeit wohlunterrichtet und 
von hervorragender Bildung war, er bekundete auch im Gegensatze 
zu der Roheit seiner Zeitgenossen eine ernste Lebensauffassung und 
einen fast schwärmerisch religiösen Sinn. Wenn er sich so vor Gott 
demütigte, so verlangte er von seinen Unterthanen als der ihnen 
von Gott gesetzte Herrscher unbedingten Gehorsam. 
Eines freilich überfah Heinrich III. bei seinem rastlosen Streben, 
die kaiserliche Gewalt in immer weiteren Kreisen zur Anerkennung 
zu bringen; er versäumte es, das Kaisertum, das er durch so große 
Erfolge gehoben hatte, durch Akte der Gesetzgebung in dem Besitz des 
Erreichten zu sichern, dem thatsächlichen Zustande durch die Weihe 
des Gesetzes einen Rechtsgrund zu geben, auf den das Kaisertum 
späteren Angriffen gegenüber sich hätte berufen, mit dem es seine 
Stellung hätte stützen und verteidigen können. 
Und gerade das Kaisertum hätte sich auf der Höhe seiner 
Machtentwicklung mit Gesetzen wenigstens nach innen sichern sollen, 
da ihm hier immer noch das Fürstentum widerstrebte, während im 
Ausland bald ein nationales Selbstbewußtsein erwachte, das den 
universalen Ansprüchen der kaiserlichen Gewalt immer entschiedener 
entgegenarbeitete. Das mußte noch Heinrich III. erfahren. In seinen 
letzten Jahren zerriß Ungarn sein Lehensverhältnis zum Reich, in¬ 
dem der bei seinem Volke noch immer mißliebige König Peter (schon 
1046) gestürzt uud geblendet wurde, und dessen Nachfolger Andreas 
sich als nationaler König in Ungarn trotz zweier Feldzüge Hein¬ 
richs III. behauptete. Auch im Innern hatte Heinrich zuletzt viel 
mit Aufstünden zu schaffen und einmal wurde gar eine Verschwö¬ 
rung mehrerer Fürsten, die mit seinem strengen Regiment unzufrieden 
waren, gegen des Kaisers Leben entdeckt. Unter solchen drohenden 
Anzeichen einer Erschütterung der Reichsgewalt starb Heinrich III. 
unerwartet zu Goslar; er wurde zu Speier begraben.
	        
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