Full text: Geschichte der Neuzeit (Band 3)

Der Österreich. Erbfolgekrieg und die beiden ersten schlesischen Kriege. 73 
nicht urteilen sönne, schickte - er Friedrich als (befangenen au\ die 
Festung Küstrin. Dort wurde Katte enthauptet. Um den Schmerz 
um feinen Freund zu betäuben, widmete sich Friedrich mit 
Eifer den Arbeiten, die ihm fein Vater auferlegte. Hiedurch ver¬ 
schaffte er sich eine gründliche Kenntnis von der Verwaltung des 
Staatswefens und endlich auch die Verzeihung seines Vaters (1733). 
Jetzt räumte ihm derselbe eine eigene Hofhaltung zu Rheinsberg und 
soviel Freiheit ein, daß Friedrich im Kreise von Gleichgesinnteni 
feiner Neigung für Wissenschaft und schöne Literatur, Kunst und 
Geselligkeit leben konnte. Während er hier literarisch thätig war, 
Flöte spielte, Geschichte und Kriegskunst studierte und den Gang der 
europäischen Ereignisse beobachtete, gewann er als Oberst eines Re¬ 
giments durch militärische Pünktlichkeit und Interesse wie Verständnis 
für das Staatswefen auch das Herz feines Vaters wieder,^ der 
völlig ausgesöhnt und mit großen Hoffnungen aus seinen Tohi, 
1740 starb. Friedrich II. der Große 1740 j 1/86 ließ im 
ganzen die Einrichtungen seines Vaters bestehen; nur im Gerichts¬ 
wesen traf er eine Neuerung, die feinem humanen Sinne entsprach, 
indem er die Anwendung der Folter untersagte. 
Ter österreichische (s'rbfolgckrieq 1740—1748 und die^ beiden 
ersten schlesischen Krieqe 1740 1742 und 1744—1745. 
Im Jahre 1740 starb Kaiser Karl VI. Zwar trat seine 
Tochter Maria Theresia (1740 — 1780) gemäß der pragmatischen 
Sanktion die Regierung der österreichischen Erblande, Böhmens, 
Ungarns und der niederländisch-italienischen Besitzungen an, aber 
ihre Thronfolge wurde von Frankreich, Spanten, Bayern und 
Sachsen nicht anerkannt. Spanien erhob wegen seiner früheren 
Verbindungen mit Österreich, die Kurfürsten von Bayern und 
Sachsen wegen verwandtschaftlicher Beziehungen zu dem habsburg- 
ifcheu Haufe Ansprüche auf das Erbe Karls VI. 
Auch Friedrich der Große trat mit alten Ansprüchen seines 
Hauses auf schlesische Landesteile hervor. Dort hatte nämlich eine 
Seitenlinie des hoheuzollerifcheu Hauses das Fürstentum Jägeru- 
dorf gekauft, war aber in den Sturz Friedrichs von der Pfalz V. 
verwickelt und nicht wieder restituiert worden. Außerdem hatte das 
brandenburgifche Kurhaus mit dem schlesischen Herzog von Liegnitz, 
Brieg und Wohlau eine Erbverbrüderung geschlossen, nach welcher 
dessen Besitzungen beim Aussterben seines Stammes an Branden¬ 
burg kommen sollten. Dieser Fall trat 1675 ein, aber der Kaiser 
zog die erledigten Besitzungen an sich. Der große Kurfürst gab 
Friedrich 
zu Küstrin. 
Friedrich 
Rheinsberg. 
Friedrich 
der Große 
1740—1786. 
Koalition 
gegen 
Österreich. 
Friedrich II. 
it. die schlesische 
Frage.
	        
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