20 I. Die Reformation.
Waffen dagegen und kämpfte damit als ein tapferer Ritter
Georg, und wurde im Kampf immer stärker und gewisser.
Trotz viel geistlicher Anfechtung und körperlichem Lei¬
den arbeitete Luther auf der Wartburg ungemein fleißig.
Und je mehr er dort mit seinem Gott verkehrte, desto frucht¬
reicher gieug wieder die Arbeit fort. Er verfaßte mehrere
kleine Schriften zur Belehrung und Erbauung des lieben
Christenvolks. Dann begann er eins seiner Hauptwerke,
seine Kirchenpostille über die sonn- und festtäglichen
Evangelien und Episteln. Aber sein wichtigstes Geschäfte
dort: Einst saß er mit seinen „tiefen Augen" vor sich hin¬
blickend. „Suchet in der Schrift, fpricht der Herr,
und es ist ja wahrlich das ewige Leben darin. Du bist's
nicht, der Melauchthou ist's nicht, sondern die Kraft
des ewigen Wortes, was die Kirche bessert. Wie soll es
aber suchen all das arme Volk ohne die wenigen Stndirten?
Es sieht in dem ebräischen und griechischen Text nur krause
unverständliche Zeichen." Da durchzuckte es ihn. „Eine
verdolmetschte Bibel! Das göttliche Wort für alles Volk!"
Und so gieng er an die Bibelübersetzung, lernte dazu jetzt
erst recht griechisch und ebräisch und dolmetschte mit höchstem
Fleiß „ohne alle falschen Gedanken (er nahm keinen Heller
für seine Arbeit), lauterlich zu seines gnädigen Gottes Ehren
und zu seligem Dieust denen lieben Christen." Es gab
zwar schon deutsche Bibeln, aber sie waren aus der (la¬
teinischen) Vulgata übersetzt, in schwerfälliger Sprache und
strotzten von Fehlern. So übersetzte er auf der Wartburg
das ganze Nene Testament und schns damit die hochdeutsche
Schriftsprache.
Aber unversehens wurde er aus seinem Patmos weg¬
gerufen. Während seiner Abwesenheit von Wittenberg fielen
dort bedenkliche Unruhen vor. Sein bisher ganz mit ihm
übereinstimmender Kollege Dr. Karlstadt und der Magister
Didymns wollten den römischen Gottesdienst mit Ge¬
walt abschaffen. Sie wollten gleich die Mönchsgelübde
abthun und reichten Laien den Kelch, selbst Kindern. Sie