18 Der Papst bannt Luther, und Luther verbrennt die Bannbulle.
Berg und Thal. Kam er nun in eine Stadt, so suchte er
den Rat aus und übergab ihm die Bannbulle mit dem
Forderung, sie öffentlich bekannt zu machen und nach der
Vorschrift des Textes zu verfahren. Doch erlebte er als¬
bald, daß die Befehle des Papstes nirgends mehr heilig ge¬
halten wurden und der alte Gehorsam überall verschwunden
war. Die einen gehorchten zwar, aber nur widerwillig,
andere schlossen ihm die Thore, sobald sie von seiner Ab¬
sicht hörten, oder wiesen ihn aus den Mauern, wieder an
anderen Orten konnte er nur mit Mühe gegen Unbilden
und Gewaltthat der aufgeregten Menge geschützt werden.
Selbst in Leipzig, Herzog Georgs, seines Schützers, Stadt,
wo er seinen Sieg erfochten hatte, geriet er hart ins Ge¬
dränge, als er die Bulle anschlug. So arg setzten ihm die
Studenten zu, daß er von Freundes Hand hinter die
schützenden Mauern eines nahen Klosters gezogen und
darin geborgen werden mußte.
Auch an die Universität Wittenberg wurde die Bann¬
bulle übersandt mit dem Befehle ein die Oberen, sie be¬
kannt zu geben. Schon längst hatte Dr. Martin Luther
davon gehört, daß Eck kommen werde, anfangs aber dar¬
über gespottet, dann gemeint, der Dr. Eck habe diese Bulle
gefälscht. Er wollte nicht glauben, daß sie der Papst selbst
ausgefertigt habe. Wie hätte er auch glauben können, der
Papst könne feine Lehre für falsch und irrig und verwerf¬
lich erklären, da er doch wohl wußte, daß das Beste,
was er gelehrt und gepredigt hatte, aus Gottes Wort ge¬
flogen sei. Wollte denn der Papst Gottes Wort selbst
verdammen?