Full text: Römische Geschichte in kürzerer Fassung

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Zweite Periode, 509 — 264 v. Chr. 
Wie aber Manlius durch das Blut seines Sohnes, so sollte 
der andere Consul den Sieg durch sein eignes Blut erkaufen. 
Eine nächtliche Erscheinung hatte vor der Schlacht beiden (Kon¬ 
suln verkündet, dass die unterirdischen Götter als Opfer für den 
Sieg den freiwilligen Tod eines von ihnen fordere; eben dies war 
auch durch die Anzeichen bei den Opferthieren bestätigt worden. 
Die Consuln hatten daher verabredet, dass derjenige von ihnen, 
auf dessen Seite das Heer zurückweichen würde, sich den Göttern 
opfern solle. Als es nun zur Schlacht kam und das erste Treffen 
auf dem Flügel des Decius zurückwich, liess dieser sich und die 
Legionen und Hülfsvölker des Feindes feierlich durch den Ober¬ 
priester den Göttern der Unterwelt und der Mutter Erde weihen, 
stürzte sich unter die Feinde und fand, nachdem er eine Menge 
derselben erschlagen hatte, den gesuchten Tod. Hierdurch ange¬ 
feuert, drangen die Römer wieder vor und gewannen nun. obwohl 
erst nach der tapfersten Gegenwehr des Feindes, einen entschei¬ 
denden Sieg. Zwar versuchten es die Feinde nochmals Wider¬ 
stand zu leisten, erlitten aber bei Trifanum eine zweite völlige 
Niederlage. Nun unterwarfen sie sich und wurden damit gestraft, 
dass den Städten ihr Gemeinland entzogen und unter die Plebejer 
vertheilt wurde. Indessen war der Krieg damit noch nicht völlig 
beendigt. Die Feinde erhoben sich noch einmal, wie es heisst, 
hauptsächlich durch den Verlust ihrer Ländereien gereizt; sie 
wurden aber in den beiden folgenden Jahren wiederholt geschlagen 
und im J. 338 durch die Eroberung der einzelnen Städte gänz¬ 
lich und für immer in die Gewalt der Römer gebracht. 
Die Römer konnten jetzt vollkommen frei über die beiden 
Landschaften Latium und Campanien verfügen, und sie benutzten 
diese glückliche Lage mit einer bewundernswürdigen, auch in der 
Folgezeit oft wiederkehrenden Staatsklugheit, um durch die An¬ 
wendung des Divide et impera die einzelnen Städte von einander 
zu trennen und somit nicht nur ihre Herrschaft über sie zu sichern, 
sondern sie sich auch für die weiteren Kriege dienstbar zu machen. 
Der bisherige latinische Städtebund wurde aufgelöst; ein Theil 
der latinischen Städte, wie Tibur und Praeneste, verblieb in dem 
bisherigen Bundesverhältniss, das aber durch die Aufhebung des 
ganzen Bundes von selbst einen ganz andern, viel abhängigeren 
Charakter annahm; die übrigen Städte erhielten das Bürgerrecht,
	        
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