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Dritte Periode, 264 —133 v. Chr.
Adoption der Enkel des Scipio Africanus, der in den beiden vor¬
hergehenden Jahren durch seine ausgezeichneten Dienste als
Kriegstribun die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte und des¬
halb , obgleich er das gesetzliche Alter noch nicht erreicht hatte,
zum Consul gewählt worden war. Dieser begann seine Thätigkeit
in Africa damit, dass er die Disciplin in dem Heere herstellte
(auch jetzt war also diese Massregel nothwendig). Dann vertrieb
er den Hasdrubal von der Landzunge, auf der derselbe jetzt sein
Lager aufgeschlagen hatte, und setzte sich selbst auf derselben
fest, wodurch er Carthago von der Verbindung mit dem Festlande
abschnitt, und führte quer vor den Ausgang des Hafens der Stadt
einen steinernen Damm auf, wodurch er auch den Verkehr zur
See unmöglich machte. Die Carthager machten zwar noch einen
Versuch, die Verbindung mit der Aussenwelt auf einem andern
Wege wieder herzustellen. Sie gruben, von den Feinden unbe¬
merkt, einen neuen Ausgang ihres Kriegshafens nach dem offenen
Meere und rüsteten eine Flotte von 50 Kriegsschiffen aus, mit
der sie den Römern eine Seeschlacht lieferten, in welcher sie mit
der grössten Tapferkeit fochten, endlich aber doch genöthigt
wurden, sich mit Verlust zurückzuziehen; worauf auch dieser Aus¬
gang gesperrt und somit die Einschliessung wieder vollständig
hergestellt wurde. Dies Alles war das Werk des Sommers 147.
Den Winter benutzte Scipio, um die Unterwerfung des cartha-
gischen Gebiets zu vollenden, während in der eingeschlossenen
Stadt Noth und Mangel immer höher stiegen und die unglück¬
lichen Bewohner zugleich unter der Schreckensherrschaft ihres
Befehlshabers Hasdrubal schwer litten. Im Frühjahr 146 schritt
hierauf Scipio zum Sturm. Er bemächtigte sich zuerst der beiden
Häfen und des sich an den Kriegshafen anschliessenden Forums
der Stadt; von diesem führten drei Strassen mit sechsstöckigen
Häusern nach der Burg; durch diese Strassen drang er Schritt
für Schritt in einem sechstägigen hartnäckigen Kampfe bis zur
Burg vor. Jetzt unterwarf sich der Rest der Bevölkerung, 50000
Köpfe stark; auch Hasdrubal erschien, um sein Leben bittend,
vor dem Consul. Nur ein Rest der Vertheidiger der Stadt, 900
an der Zahl, meist römische Ueberläufer, zündete den Tempel
des Aesculap auf der Burg an und suchte und fand in den Flam¬
men desselben den Tod; mit ihnen auch die Gattin des Hasdrubal,