Full text: Römische Geschichte in kürzerer Fassung

524 
Fünfte Periode, 31 v. Chr.— 476 n. Chr. 
unterhalb Cöln längs den Waldgebirgen, welche den Rhein in 
einiger Entfernung begleiten, und dann sich östlich wendend bis 
in die Nähe von Kehlheim an der Donau lief. 
Sein Lieblingsort war Athen, wo er sich deshalb wiederholt 
auf längere Zeit aufhielt, weil er hier am meisten seinen vor¬ 
herrschenden natürlichen Neigungen leben konnte. Er verkehrte 
hier auf gleichem Fusse mit den Lehrern der Beredsamkeit und 
Philosophie, legte ihnen Fragen vor oder liess sich selbst Fragen 
vorlegen, wetteiferte mit ihnen in prosaischen und poetischen 
Producten seiner Müsse, während er es sich wiederum zu anderen 
Zeiten nicht versagen konnte, sich über ihre Spitzfindigkeit und 
Kleinlichkeit lustig zu machen. Er liess sich ferner daselbst in 
die Mysterien einweihen, gestattete, dass man ihn zum Archon 
wählte, und bewies sich der Stadt für dieses Alles dadurch dank¬ 
bar, dass er sie mit einer Wasserleitung beschenkte, deren sie 
dringend bedurfte, dass er neue Tempel baute oder die alten 
restaurierte und einen ganz neuen, von ihm benannten Stadttheil 
anlegte. Sein bedeutendstes Bauwerk daselbst war aber die Voll¬ 
endung des Olympieum, welches von Pisistratus begonnen, von 
Antiochus Epiphanes fortgesetzt, von ihm aufs Grossartigste und 
Prächtigste vollständig hergestellt wurde. Dasselbe nahm einen 
Raum von 4 Stadien (1I1Q Meile) Umfang ein und der eigentliche 
Tempel war 171 Fuss breit und 354 Fuss lang, das Innere des¬ 
selben aber war mit zahllosen Statuen geschmückt, insbesondere 
mit einer colossalen Statue des Zeus aus Gold und Elfenbein, die 
mit dem berühmten Kunstwerk des Phidias in Olympia wetteiferte. 
Ein anderer Lieblingsaufenthaltsort von ihm war Alexandria, 
welches ebenfalls ein Sammelplatz von berühmten Rednern und 
Gelehrten war und wo ausserdem die verschiedensten religiösen 
Lehren und Institute vertreten waren. Hier beschäftigte er sich 
daher viel mit diesen Religionen, und es ist bemerkenswert!], 
dass er auch dem Judenthum und Christenthum seine besondere 
Aufmerksamkeit bewies und sich gegen letzteres viel toleranter 
bewies als sein Vorgänger. Er erliess z. B. in einem Schreiben 
an einen Statthalter die Verordnung, dass den Ausbrüchen des 
Volkshasses gegen die Christen zu steuern, dass den Denunciatio¬ 
nen keine Folge zu geben sei und dass nur auf Grund wirklicher 
Verbrechen eine Verurtheilung stattzufinden habe. Auch Alexan-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.