Full text: Römische Geschichte in kürzerer Fassung

66 
Zweite Periode, 509 — 264 v. Chr. 
viel als möglich rettete; die übrige Bevölkerung verliess die 
Stadt und begab sich nach Caere, wohin auch ein weiterer Theil 
der heiligen Gegenstände geschafft wurde; nur 80 würdige Greise, 
grossentheils solche, die das Consulat bekleidet und Triumphe ge¬ 
feiert hatten, blieben zurück, und erwarteten, mit ihrem besten 
Schmuck angethan, vor ihren Häusern sitzend den Tod, den sie 
dem Anblick des Untergangs des Vaterlands vorzogen. Als daher 
die Gallier am andern oder vielleicht an einem noch späteren 
Tage einzogen, fanden sie die Stadt bis auf jene Greise verlassen 
und nur die Burg mit Bewaffneten besetzt. Sie verbreiteten sich 
zuerst plündernd durch die Stadt und zündeten sie dann an, wo¬ 
durch ein grosser Theil derselben zerstört wurde; die Greise 
staunten sie erst an, ungewiss ob es lebende Männer seien, als 
aber einer derselben einen Gallier, der ihn am Barte zupfte, mit 
dem Scepter schlug, wurden sie sämmtlich getödtet. Einige Zeit 
nachher machten sie einen Versuch, die Burg durch Sturm zu 
nehmen, sie wurden aber zurückgeschlagen und dadurch genöthigt, 
sich auf eine Belagerung zu beschränken. 
Mittlerweile erhob sich der Rest der Römer in Veji wieder 
zu einigem Muth. Derselbe wurde noch erhöht, als Camillus, der 
sich als Verbannter in Ardea aufhielt, von da aus mit den Arde- 
aten die in der Gegend herumstreifenden Gallier überfiel und ihnen 
einen bedeutenden Verlust beibrachte, und als sie selbst von Veji 
aus auf die Etrusker, welche, die traurige Lage der Römer be¬ 
nutzend, das römische Gebiet plünderten, einen glücklichen Aus¬ 
fall machten. Man beschloss also, durch einen Angriff auf die 
Gallier die Burg, wo möglich, zu entsetzen. Aber nur unter des 
Camillus Anführung konnte man einen glücklichen Erfolg hoffen, 
und dieser musste erst aus dem Exil zurückgerufen und zum 
Dictator ernannt werden, was nur in Rom und von dem auf dem 
Capitol eingeschlossenen Senat und Volk geschehen konnte. Ein 
kühner Jüngling, Pontius Cominius, unternahm das kühne Wage¬ 
stück. Er schwamm die Tiber hinab und erklomm das Capitol 
an der steilsten Stelle, wo es eben deshalb unbewacht war, rich¬ 
tete hier seinen Auftrag aus und kehrte mit dem erforderlichen 
Beschlusse des Senats und der Comitien nach Veji zurück. Ca¬ 
millus wurde nun nach Veji berufen, wo er als Dictator das 
Nöthige für den Ersatz der Burg vorbereitete.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.