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Zweiundzwanzigstes Kapitel.
I>er steöenMrige Krieg.
_ Durch den Aachener Frieden waren sich Frankreich und
Oesterreich näher getreten. König Friedrich II, durch be¬
stochene Sekretäre von den Plänen des österreichischen Mi¬
nisters Kaunitz frühzeitig unterrichtet und der ihm von einem
osterreichrsch-französisch-russischen Bündnisse drohenden Gefahr
sich bewußt, schloß mit Englands König Georg II. einen
Bertrag, durch welchen er sich Subsidiengelder sicherte. Erst
nach diesem abgeschlossenen Bündnisse kam eine Uebereinkumt
zwischen Oesterreich und Frankreich zu Stande. Auf Fried¬
richs Seite standen auch Brauuscheig, Hessen-Kassel
und Hannover. Er ließ seinen Gegnern keine Zeit zu gro߬
artigen Kriegsrüstungen, sondern fiel ohne Kriegserklärung in
Lachsen ein 1756. Damit begann der siebenjährige Krieg.
Erster Feldzug 1756. Friedrich eroberte Dresden,
schloß 17000 Sachsen bei Pirna ein und gewann die
Schlacht bei Lowositz 1. Okt. 1756.
Zweiter Feldzug 1757. Friedrich wandte sich nach
Böhmen, das Karl von Lothringen verteidigte. Er
erstürmte Prag am 6. Mai. Doch hatte dieser Sieg seine
Reihen gewaltig gelichtet; Schwerin, „der Schöpfer der
preußischen Kriegskunst," befand sich unter den Gefallenen.
Ein neues österreichisches Heer unter Daun stellte sich Fried¬
rich entgegen und schlug ihn bei Collin am 18. Juni.
Maria Theresia, hocherfreut über diesen Sieg, stiftete zum
Andenken daran den Maria-Theresia-Orden, dessen erstes
Großkreuz Dann erhielt.
Die Engländer und Hannoveraner waren von den Fran¬
zosen unter Loubise iu Sachsen zurückgedrängt worden;
deshalb rückte Friedrich gegen letztere vor und besiegte sie bei
Roßbach am 5. November. Der Sieg hatte die Preußen
wenig Mannschaft gekostet, was man dem schnellen Vorgehen
des Generals Seydlitz zuschrieb.
Unterdessen hatten die Oesterreicher Schweidnitz und
Breslau wieder erobert. Friedrichs Feldherrntalent entriß
ihnen jedoch diese Eroberungen wieder durch die Schlacht bei
Leuthen am 5. Dezember. Er erfocht hier binnen weniger
stunden einen glänzenden Sieg. Vieles Geschütz fiel in die
Hände der Preußen; mehr als 20,000 Oesterreicher wurden
zu Gefangenen gemacht.