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gehört habe, zog abermals unverrichteter Sache von Deutschlands
Grenze ab. Ein großes türkisches Reitercorps wurde jedoch meist
durch die Tapferkeit Sebastian Schertlins vollständig aufgerieben.
Zwei Jahre später gewann der vertriebene würtembergische Herzog
Ulrich dnrch die Unterstützung des hessischen Philipp sein Land wieder
und führte es der neuen Lehre zu (1534). Ueberhaupt regte es sich jetzt
aller Orten, sogar in den geistlichen Gebieten, mächtig gegen Rom, und
trotz eines katholischen Gegenbundes schien Aussicht vorhanden zn sein,
daß ganz Deutschland sich vom Papste abwandte, wenn nicht grobe Un¬
ordnungen iu Münster eine Gegenströmung begünstigt hätten. Dort
hatten sich 1534 niederländische Wiedertäufer eingenistet, den Bischof
vertrieben, die Besonnenen überwältigt und predigten mit solcher Scham¬
losigkeit die Lehren der Gütergemeinschaft und Vielweiberei, daß ihr
Christentum nur als ein Zerrbild erschien. Zu ihrer Vernichtung ver¬
banden sich daher Fürsten beider Bekenntnisse und erreichten durch bluti¬
gen Kamps, daß nicht blos den Ausschreitungen der Reformation sondern
ihrer Ausbreitung selbst für eine Zeitlang ein Ende gemacht wurde.
In der Schweiz war etwas später als Luther Ulrich
Zwingli, nachdem er schon früher gegen das Reislaufen und
und den übertriebenen Mariencultus gepredigt, ebenfalls gegen
den Ablaß aufgetreten und hatte besonders in Zürich viele An¬
hänger gewonnen. Seine Lehre stimmte irrt Wesentlichen mit
der des deutschen Reformators überein, entfernte sich indessen in
Bezug aufdas heilige Abendmahl noch weiter vom katholischen
Dogma. Vergebens hatte der unermüdliche hessische Landgraf
auch hierin durch ein Religionsgespräch zu Marburg eine Eini¬
gung zu erzielen gesucht; sie war an der Hartnäckigkeit Luthers,
der allerdings durch verschiedene Schwarmgeister bittere Erfah¬
rungen gemacht hatte, gescheitert. Auch nach dem Tode Zwinglis,
der 1531 gegen die katholisch verbliebenen Urkantone in der
Schlacht bei Kappel gefallen war, setzte man die Unionsver¬
handlungen fort und erreichte wenigstens, besonders seit der Fran¬
zose Calvin in Genf die Führung der schweizerischen Refor¬
mierten übernommen hatte, gegenseitige Duldung.
Luther hatte seit dem Wormser Reichstage mehr im Stillen
sein Werk unablässig gefördert. Im Jahre 1534 war seine
Bibelübersetzung beendigt worden, die noch heute als Zeug¬
nis ' tiefer ^Frömmigkeit, hingebenden Fleißes und wunderbarer