Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen

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weshalb ihn auch die Städte Zürich und Straßburg zu ihrem Feld¬ 
hauptmann ernannten. Diese Auszeichnung brachte ihn jedoch oft in 
Streit mit anderen Stüdten. So mußte er einst Kolniar belagern. 
Ein ganzes Jahr lag er vor der Stadt und konnte sie nicht einnehmen. 
Da verfiel er auf eine List. Er steckte einen Mann in ein Faß, das 
einen doppelten Boden hatte und nur oben mit Wein gefüllt war. 
Dieses ließ er dann in die Stadt bringen. In der Nacht kroch der 
Mann aus dem Fasie und öffnete das Thor. 
Schon in seiner Jugeud hatte Rudolf in dem Heere seines Paten, 
des Stausenkaisers Friedrich II., tapfer in Italien gesümpft. Als 
aber Friedrich prophezeit worden war, daß nicht einer seiner Nach¬ 
kommen, sondern Rudolf einst auf den deutschen Thron gelange, wurde 
er diesem unfreundlich. Rndolf trat deshalb in die Dienste des mäch¬ 
tigen, stolzen Königs Ottokar von Böhmen. 
Von dem frommen Sinne Rudolfs gibt folgendes Beispiel Zeug¬ 
nis. Einst begegnete er einem Priester, der das heilige Abendmahl 
zu einem Sterbenden bringen wollte. Als dieser seine Kleider auf¬ 
schürzte, um durch einen angeschwollnen Bach zu waten, sprang Ru¬ 
dolf vou seinem Pferde und bat den Priester, sich darauf zu setzen. 
Nach dem heiligen Dienste brachte er das Pferd dankend zurück. Rudolf 
sprach: „Ferne sei es von mir, in Zukunft das Pferd zu reiten, das 
meinen Schöpfer und Herrn getragen." 
Rudolf hatte aber nicht allein eine fromme, sondern auch eine 
friedfertige Gesinnung. Der Abt von St. Gallen war einmal mit 
Rudolf in Streit geraten und fügte den Besitzungen desselben Scha¬ 
den zu. Eines Tages, als der Abt zur Tafel saß, erschien Rudolf 
ganz plötzlich. Der geängstigte Abt glaubte, daß es jetzt um sein 
Leben geschehen sei. Wie wunderte er sich aber, als Rudolf auf ihn 
zu schritt, ihm die Hand bot und sagte: „Ist es nicht besser, Herr- 
Abt, wir legen unseren Streit in Güte bei, als daß wir Blut ver¬ 
gießen?" Darauf schloffen beide Friede und Freundschaft. 
b) Die Wahl zum Könige verdankt Rudolf dem Erzbischof Werner 
von Mainz. 
Einst mußte dieser eine Reise nach Rom machen. Der vielen 
Räuber wegen, die überall am Wege lauerten und die Reisenden be¬ 
raubten, getraute er nicht, den weiten Weg allein zu ziehen. Rudolf 
zog mit ihm und holte ihn auch auf der Rückreise wieder ab. Bei 
dieser Gelegenheit hatte der Erzbischof die vorzüglichen Eigenschaften des 
biedren Grafen kennen gelernt und empfahl ihn zum deutschen Könige. 
Rudolf hatte an eine solche Würde nie gedacht. Er belagerte 
gerade Basel, das ihm einen seiner Kriegsknechte erschlagen, als ihm 
die Nachricht seiner Erwählung von seinem Vetter, dem Burggrafen 
Friedrich von Nürnberg, in Begleitung des Reichsmarschalls Pappen-
	        
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