252 Römische Republik. Octavianus.
XI. Das zweite Triumvirat.
1. Octavianus.
Der Senat war durch das Geschehene eingeschüchtert. Neue
Beunruhigungen traten hinzu. Helvetius Cinna, ein angesehener
Mann, den das Volk irrtümlich für einen Feind Cäsars hielt,
ward _ von einem Haufen Wütender überfallen und erschlagen;
Amatius, ein verwegener Bandenführer, der sich für einen Ver¬
wandten Cäsars ausgab, kündigte den Verschworenen die Blut¬
rache an. Ilm sich nun das Vertrauen des Senats zu gewinnen,
und auch, um jenen Baudenführer nicht zur Macht gelangen zu
lassen, ließ Autouius denselben gefangen nehmen und hinrichten.
Nun konnte er den Senatoren sagen: „Dies that ich um euch Zu
schützen: da mir nun aber selbst von den Anhänger des Amatius
Gefahr droht, so geuehmigt, daß ich mir eine Leibwache halte!"
— Von der ihm erteilten Genehmigung machte er nun einen
Gebrauch, wie niemand es geahnt hatte, denn er sammelte nicht
weniger als 6000 Bewaffnete um sich. Sein Haus ver¬
wandelte er in eine förmliche Burg, und nun schaltete er über
Ehren, Ämter und Schätze der Republik in der willkürlichsten
Weise.
Schon sich im Vollbesitze der Herrschaft fühlend, erschien
ihm plötzlich in dem 19jährigen Cajns Octavianus ein
Nebenbuhler in der Macht. Octavianus, ein Schwesterenkel
Cäsars, war von diesem adoptirt und zum Haupterben seines
Vermögens eingesetzt worden. Nachdem der Jüngling an Cäsars
Seite den Krieg in Spanien mitgemacht hatte, war er nach
Apollonia gegangen, um seine Studien zu vollenden. Als ihn
dort die Kunde von dem Tode seines Oheims traf, machte er
sich sogleich auf den Weg nach Rom, um seine Rechte daselbst
geltend zu machen. Antonius, der auch über die Hinterlassen¬
schaft Cäsars bereits nach Gutdünken schaltete, meinte, mit dem
„Knaben" Octavianus werde er leichtes Spiel haben; aber er
sollte bald eines andern belehrt werden. Octavianus benahm
sich von Anfang an mit einer für fein Alter bewunderungswerten
Sicherheit; auch stand er feinem Nebenbuhler, wie es sich bald
zeigte, weder an Schlauheit noch an Thatkraft nach. Davon
legte er schon Zeugnis bei feiner Landung in Brundufium ab.
Aus dem Umstande, daß ihm daselbst von der aus Veteranen
Cäsars bestehenden Besatzung ein begeisterter Empfang zu teil
wurde, nahm der Kluge sogleich Veranlassung, den Namen feines
großen Oheims dem feinen einzuflechten: er nannte sich von da