Full text: Das Altertum (Band 1)

18 Ägypten. Das Land. 
II. D i e Ägypter. 
1. Das Land. 
Ägypten liegt ganz im Osten des nördlichen Afrikas, aber 
da es im Nordosten mit Asien zusammenhängt (Suezkanal) und 
von Osten her seine Bewohner erhalten hat, überhaupt auch mit 
den Völkern des Morgenlandes in viel näherem Verkehr stand, 
als mit den afrikanischen, so ward es im Altertum vielfach zu 
Asien gerechnet. Das Land besteht eigentlich nur ans dem Thale 
des Nil ström es, der aus ungeheurer Ferne nach Norden hin 
fließt, aber erst von der Südgrenze an schiffbar wird. Die 
Länge des ägyptischen Flußthales beträgt etwa 1200 Kilometer, 
die Breite aber nur 15—20 Kilometer. Im Westen ist das 
Thal durch eine kahle Felsenkette gegen den Flugsand der afri¬ 
kanischen Wüste geschützt, im Osten wird es durch hohe und 
schroffe Gebirge, die aus rotem Granit, Sandstein und Kalkfelsen 
bestehen, vom roten Meere getrennt. Gegen Norden hin aber 
erweitert sich allmälig das Thal, und auf der letzten Strecke 
seines Laufes teilt sich der Nil in mehrere Arme, die ein frucht¬ 
bares Marschland von der Gestalt eines Dreiecks einschließen. Diesen 
Teil von Ägypten nannten die alten Griechen das Delta, 
well bei ihnen der Buchstabe A oder Delta die Form eines 
Dreiecks hatte. Dieser Landstrich ist vollständig eben, nur wenige 
Fuß über dem Meeresspiegel erhaben, völlig steinlos und um¬ 
faßt 3000 □Kilometer. Der Geschichtschreiber Herodot nannte 
ihn mit Recht ein Geschenk des Nil, denn es war einst hier 
Meeresboden. Wüstensand, vom Winde herbeigeführt, und nament¬ 
lich der im Flnsse abgelagerte Schlamm verwandelte ihn in Fest¬ 
land, das sich als eine vollständige Fläche ausdehnt, ans welcher 
nur Palmen emporragen. Die Alten unterschieden sieben Haupt- 
mündungen, jetzt gibt es nur noch zwei, die östliche von Damiette 
und die westliche von Rosette, aber auch jene erste versandet 
immer mehr. Zahlreiche Verbindungsarme durchschneiden noch 
jetzt das Land, um das Wasser des Nil und die davon abhängige 
Fruchtbarkeit überall hin zu verbreiten, im Altertume waren diese 
Einrichtungen noch weit künstlicher und ausgedehnter, selbst das 
östliche nach der Sinaihalbinsel zu gelegene und später von den 
Israeliten bewohnte Land Gosen (Gessen) nahm an diesem Segen 
Teil. Seine Fruchtbarkeit erhält Ägypten nur durch den segen¬ 
spendenden Nil. Nebenflüsse sind nicht vorhanden, Regen sen¬ 
det der Himmel selten herab, er ist vielmehr meist in gleich¬ 
mäßig heiterem Blau ausgespannt, und nur eine einzige Quelle
	        
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