20 Ägypten. Verschiedene Stände. Die Priester.
dingte Gesetzmäßigkeit gerichtet, eine feste gleichbleibende Ord¬
nung galt ihnen für das höchste Glück des Lebens. Daher trie¬
ben die Söhne genau dieselbe Beschäftigung wie der Vater, ja
die Gewohnheit in dieser Beziehung ward bald zum unverbrüch¬
lichen Gesetz. So entwickelte sich schon früh die Einteilung des
Volkes in Kasten, d. H. in streng von einander geschiedene Stände,
denen der Einzelne schon durch seine Geburt so fest angehörte,
daß er nie den einen Stand mit dem andern vertauschen durfte.
Die höchste Kaste war die der Priester; dann folgte die der
Krieger, der Ackerbauer und der Gewerbetreibenden. Dazu kamen
in späteren Zeiten noch die der Nilschiffer, der Dolmetscher und
Schweinehirten. Die letzteren bildeten die am meisten verachtete Klasse.
Die Priester als Inhaber der Wissenschaft und aller
religiösen Geheimnissen gaben dem ganzen Volke die unabänderlichen
Lebensregeln. Sie beobachteten die Gestirne und sagten aus
deren Stellung die Zukunft voraus. Sie waren die Richter und
übten Arzneiwissenschaft und Feldmeßkunst, sowie Malerei und
Baukunst. Auch die heilige Bilder- oder Hieroglyphenschrift ist
ihre Erfindung. Mit derselben hat es folgende Bewandnis. Es
find Bilder von Menschen, menschlichen Gliedern, Pflanzen,
Tieren, Himmelskörpern, Gerätschaften n. s. w., einige derselben
bezeichnen den Gegenstand selbst, so daß man z. B. einen Adler-
zeichnen würde, wollte man von einem Adler etwas aussagen;
andere bezeichnen die Sache durch ein Sinnbild, wie z. B. ein
Sonnenkreis den Tag, ein Palmzweig das Jahr, eine Straußen¬
feder die Wahrheit bedeutete; noch andere drückten nur die An¬
fangslaute aus, wie wenn man im deutschen durch einen Arm
ein A, durch einen Baum ein B bezeichnen wollte. Dazu traten
noch allerlei Zeichen bei Eigennamen, um anzugeben, ob es eine
Frau oder ein Mann, ein Fluß oder ein Dorf fei; auch die
grammatische Form deutete man durch Zeichen an. Schwierig aller¬
dings und umständlich war diese Schrift zu schreiben, aber ge¬
lehrte Männer von verschiedenen Nationen haben sich die Mühe
nicht verdrießen lassen, und da man ein und dieselbe Inschrift
auch in einer andern Bequemeren Schriftweise auffand, ist es oll-
mählig gelungen, jene geheimnisvollen Bilder zu verstehen. Es
fehlt nicht an solchen Inschriften, denn in Tempeln uud Palästen,
in Gräbern, auf den Denkmälern, Obelisken findet man alles mit
denselben bedeckt. Außerdem schrieb man anch auf den Bast der
Papyrusstaude. — Vielerlei Vorschriften hatten die Priester zu
beobachten. Sie durften nur leinene Kleider tragen, mußten sich
zweimal am Tage und zweimal in der Nacht kalt baden, sich
täglich scheren u. f. w. Viele Speisen, z. B. Fische, waren