Full text: Die Neuzeit (Band 3)

172 Dreißigjähriger Krieg. Restitutionsedikt. 
Arnim die Belagerung auf und Zog am 1. August 1628 ab 
nachdem 10,800 Mann Fußtruppen und 1200 Reiter den feind¬ 
lichen Kugeln und der Ungunst der Witterung erlegen waren 
Der Krieg mit Dänemark hatte inzwischen fortge¬ 
dauert , aoer aus eine sonderbare Weise. Es verlor ans dem 
festen Lande alle Plätze, die es hatte, hingegen landeten die dä¬ 
nischen Truppen bald da, bald dort. — Waldstein hatte sich 
Zwar Zurrt Admiral des ozeanischen nnd baltischen Meeres ernen¬ 
nen lassen, aber der Kaiser halte seilte Schiffe; ein Ende dieses 
Krieges war also nicht abzusehen, ^.illp und Waldstein rieten beide 
dem Kaiser zum Frieden mit Dänemark. Zu Lübeck wurde 
derselbe 1629 auf sehr einfache Bedingungen geschlossen. Der 
König erhielt seine verlorenen Landschaften und Städte wieder 
zurück und versprach dagegen, sich künftig in die Angelegenheiten 
Deutschlands nicht anders zu mischen, als sich für einen Herzog 
von Holstein gebührt. 
Wie die protestantischen Fürsten, wo sie die Übermacht 
hatten, diese dazu benützten, ihre Religion für die Zukunft durch 
die Verstärkung aller Kräfte zn sichern, so benützte jetzt der Kai¬ 
ser seine Übermacht, um der katholischen Religion das Überge¬ 
wicht in Deutschland zn verschaffen. Er erließ am 6. März 
1629 das bekannte Restitutionsedikt, worin bestimmt 
wurde, daß die Protestanten alle Klöster nnd geist¬ 
lichen Güter, welche sie seit dem Passaner Ver¬ 
trage widerrechtlich in Besitz genommen, zurück¬ 
erstatten sollten. Zu gleicher Zeit wurde die Erklärung 
gegeben, daß die Protestanten das Gebiet der katholischen Stände 
verlassen müßten, und daß der Religionsfriede nur allein die 
Verwandten der katholischen Religion und die der 1530 über¬ 
gebenen Augsburgischen Konfession angehe, alle anderen Lehren 
und Sekten aber davon ausgeschlossen und verboten, auch nicht 
geduldet werden sollten. 
Die Aufregung unter den Protestanten war außerordentlich 
und erregte, wie vorauszusehen war, große Unzufriedenheit; aber 
ZU ihrer Verteidigung fehlten ihnen sowohl Rechtsgründe als 
materielle Kräfte; die Furcht vor den kaiserlichen und ligistischen 
Waffen war zu groß, der Boden zitterte unter ihren Füßen, wo 
Waldstein und Tilly einherschritten. Es wagte daher von pro¬ 
testantischer Seite niemand Widerstand. 
Inzwischen erhoben sich aber immer lautere Klagen über die 
Bedrückungen und furchtbaren Greuel, welche die Waldsteinschen 
Soldaten verübten, über die Erpressungen seiner Feldherren, vor 
allem aber über die despotische Willkür Waldsteins selbst. Allent-
	        
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