3 74 Dreißigjähriger Krieg. Gustav Adolf.
beleidigtx), er hat meine Feinde unterstützt , er verfolgt meine
Freunde und Brüder und streckt die Hand aus uach meiner
Krone2). Dringend flehen uns die unterdrückten Stände Deutsch¬
lands um Hilfe 3), und wenn es Gott gefällt, so wollen wir sie
ihnen geben." Hier ist also von Religion mit keinem Worte die
Rede und nur der angeborene und anerzogene Hang nach
Krieg uud Soldatentum, sowie ein uubezwing-
licher Ehrgeiz waren die Haupttriebfedern von
Gustav Adolfs Landung.
Als einen Eroberer und Eindringling haben ihn auch die
Fürsten Deutschlands sogleich betrachtet. Selbst Mecklenburg
und Pommerns Herzöge, zu deren Rettung er gekommen zu sein
vorgab , haben ihn weder gerufen , noch auch sich ihm sogleich
angeschlossen. Sein Zweck war Krieg gegen Deutschland,
nicht gegen die deutschen Katholiken. —
Unmittelbar nach der Eröffnung des Regensburger Reichs¬
tages , am 4. Juli 1630 , war Gustav Adols mit einem Heere
von 15,000 Manu auf der Insel Usedom gelandet und als¬
bald siegreich in Pommern vorgedrungen. Als der Kaiser Fer¬
dinand II. die Nachricht von der Landung des Schwedenkönigs
erhielt, richtete er ein Schreiben an denselben, worin er sein
Erstaunen darüber ausdrückte, daß der König ohne Kriegserklä¬
rung in das deutsche Reich einbreche, da ihn doch niemand be¬
leidigt , noch viel weniger ihm thatsächlichen Anlaß zu solchen
Feindseligkeiten gegeben habe. Die Antwort des Königs lautete
einfach dahin, daß nicht er, sondern der Kaiser die Schuld trage
an allem Blute, das werde vergossen werden.
Aus die Kunde von der erfolgten Landung der Schweden
Zog der kaiserliche Feldmarschall Conti, der die Waldsteinschen
Truppen in Pommern befehligte, seine Streitkräste, im ganzen
kaum 11,000 Mann, zusammen. Der wichtigste Punkt war
Stettin, die Hauptstadt des Herzogs von Pommern, von wo
aus den schwedischen Waffen am leichtesten Einhalt gethan wer¬
den konnte. Conti suchte daher den Herzog zu bewegen, eine
kaiserliche Besatzung aufzunehmen; er stieß aber auf den entschie¬
densten Widerstand. Der Herzog Bogislav wollte sich die Reu*
1) Seine Gesandten waren bei dem Lübecker Frieden zurückgewiesen,
seine Verwandten, die Herzöge von Mecklenburg, hatte der Kaiser ihrer
Staaten beraubt und seinen Feinden in Polen Hilfe geleistet.
2) Der Kaiser soll beabsichtigt haben, sich der Ostseeländer zu be¬
mächtigen, in Verbindung mit Spanien die Schweden anzugreifen und
sich auf den Thron dieses Reiches zu erheben. Die Annahme ist jedoch
grundlos.
3) Dies ist durchaus unwahr; es hatte ihn niemand gerufen.