Einfall in Deutschland. 175
tralität bewahren und weder kaiserliche noch schwedische Truppen
aufnehmen. Er wurde jedoch von Gustav Adolf zu einem Bünd¬
nis gezwungen, und dieser vertrieb nun die Kaiserlichen aus dem
Lande.
Wenn der Herzog Bogislav nur ungern und gezwungen
sich mit den Schweden verbündete, so traten mehrere deutsche
Fürsten, unter ihnen die Landgräfin Jnliana von Hessen für
ihren Sohn Wilhelm, freudig Zu Gustav Adolf über. Nach dem
erzwungenen Anschluß Pommerns waren die Bemühungen des
Schwedenkönigs hauptsächlich auf deu Beitritt Brandenburgs
gerichtet. Der Kurfürst wollte jedoch ebenfalls neutral bleiben und
schickte deshalb einen Gesandten ins schwedische Lager. Allein
Gustav Adolf wollte davon nichts wissen und wies dies Ansinnen
mit Entschiedenheit zurück. „Freund oder Feind, warm oder kalt
muß der Kurfürst sein," so lautete seine Antwort. Der Kur¬
fürst Georg Wilhelm aber hegte gegen Gnstav Adolf, obschon
er sein Schwager war, gerechtes Mißtranen, denn dieser verriet
zu deutlich die Absicht, die bevorstehende Erbschaft Pommerns
dem Hause Brandenburg zu entziehen, woraus dasselbe doch ein
allgemein anerkanntes Anrecht besaß. Doch es fehlten Waffen,
um sich den Schweden zu widersetzen. Außerdem war des Kur¬
fürsten Gemahlin, eine Schwester des vertriebenen Böhmenkönigs,
und deren Mutter gegen den Kaiser und rieten zum Anschluß
an Schweden. Als so endlich doch ein Vertrag zwischen dem
Kurfürsten von Brandenburg und dem Könige von Schweden zu¬
stande kam, machte wieder der Kurfürst von Sachsens Schwie¬
rigkeiten und wollte von einem Bündnis mit den Schweden nichts
wissen. Darüber ging viel Zeit verloren, und plötzlich kam die
Nachricht, daß Magdeburg von Tilly erobert und aus das furcht¬
barste zerstört sei. Damit war der schwedisch-protestantischeu
Partei ein furchtbarer Schlag versetzt worden. Doch war
nur geschehen, was Gustav Adolf beabsichtigt
hatte. Hören wir den Zngang.
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Magdeburg, welches sich als ehemaliger Sitz eines reichs-
uumittelbaren Erzbistums der Ausführung des Restitutionsediktes
hartnäckig widersetzt hatte, wurde bereits im Marz 1629 von
Waldstein belagert. Im Juli forderte Waldsteiu die Aufnahme
1) D:e deutschen Fürsten mußten gerechtes Bedenken tragen, sich
mit dem von ihnen nicht angerufenen Fremdling gegen Kaiser und Reich
zu verbinden.