230 Der spanische Erbfolgekrieg. Friede von Utrecht und Basel.
Unmöglich konnten nun Holland und England wünschen,
daß er auch noch Spanien erhielte. England hatte überhaupt
nur noch Zum Schein den Krieg fortgesetzt; nun aber schloß es
1712 einen Waffenstillstand ab, und zu Utrecht wurden die Frie¬
densunterhandlungen in aller Form eröffnet. Endlich am 11.
April 1713 kam daselbst der Friede zwischen Frankreich ans der
einen und England, Holland, Portugal, Preußen und Savoyen
ans der anderen Seite wirklich zustande. Am meisten gewann
dabei En glaub. Von Frankreich erhielt es die Anerkennung der
Thronfolge des Hauses Hannover, die Schleifung von Dünkir¬
chen, die Abtretung bedeutender Länder in Nordamerika und den
vorteilhaftesten Handelstraktat, von Spanien Gibraltar und Mi-
imrfa, sowie den Assientotraktctt, durch den einer englischen Ge¬
sellschaft auf dreißig Jahre das ausschließliche Recht Zum Neger¬
handel nach den spanischen Kolonieen zugestanden wurde. Hol¬
land erlangte gleichfalls einen günstigen Handelstraktat und das
Befatzungsrecht vou acht niederländischen Grenzseftungen. Der
Herzog von Savoyen erhielt mehrere Festungen an der franzö¬
sischen Grenze, und außer deu ihm schon von Leopold im Jahre
1703 abgetretenen Herrschaften, Sicilien, das er jedoch im
Jahre 1720 gegen Sardinien an Österreich überließ; auch wur¬
den ihm Ansprüche aus die spanische Thronfolge nach dem Aus;
sterben des Hauses Bourbon zugestanden. Preußen erlangte An¬
erkennung des Königstitels, die Abtretung von Obergeldern und
Bestätigung der Souveränetät über Nenschatel und Valingin.
Frankreich und Spanien sollten aus immer getrennt bleiben.
Der Kaiser setzte zwar auch jetzt den Krieg sort; aber von
seinen Verbündeten verlassen, vom Reiche schlecht unterstützt, war
er der Macht Ludwigs nicht gewachsen. Eugen konnte es nicht
hindern, daß Villars eine Festung nach der anderen nahm und
das deutsche Gebier auf beiden Seiten des Rheins verheerte. So
mußte auch Karl sich zum Frieden entschließen. Im November
1713 begannen zu Ra stadt die Unterhandlungen zwischen Eugen
und Villars; am 7. März 1714 wurde daselbst der Friede ab¬
geschlossen. Am 7. September kam zu Baden in Aargau auch
der Friede zwischen dem deutschen Reiche und Frankreich zustande.
Der Kaiser erhielt die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel
und Sardinien, das deutsche Reich die ihm zuletzt entrissenen
Städte am Rhein außer Landau; die Acht über die Kurfürsten
von Bayern nnd Köln wurde aufgehoben, und sie erhielten ihre
Länder wieder.