Eid der Treue. Lage der Katholiken. 237
wurden; sie wurden ferner für unwürdig erklärt, öffentliche Äm¬
ter zu bekleiden, und es mußten endlich alle diejenigen Katholi¬
ken , die es nicht vorzogen, auszuwandern, sich zur Ablegung
eines neuen „Eides der Treue" verstehen, der die feierliche Zu¬
sage enthielt, sich durch feine Befehle, ja auch nicht durch An¬
drohung von Kirchenstrafen zur Untreue gegen den König uud
die Landesverfassung bestimmen zu lassen. Wer den Eid leistete,
sollte nur den gewöhnlichen Strafbestimmungen unterliegen, wer
ihn jedoch verweigere, mit Einziehung seiner Güter uud lebens¬
länglicher Kerferhast bestraft werden. Mehrere katholische Prie¬
ster wurden sogar wegen Verweigerung des Treueides hingerich¬
tet. Als Jakob I. im Jahre 1616 den Katholiken einige Er¬
leichterungen gewahrte, erhoben das Parlament und die anglika¬
nische Geistlichkeit Einsprache dagegen.
Neue Hoffnungen eröffneten sich für die Katholiken, als Ja¬
kob I. den bereits früher entworfenen Plan einer Vermählung
feines Sohnes Karl, des Prinzen von Wales, mit der spanischen
Infantin Maria, der Tochter Philipps III., in der Hoffnung
wieder aufnahm, durch diese Verbindung Spanien für die Wie¬
dereinsetzung seines Schwiegersohnes, des Pfalzgrafen (und spä¬
teren Böhmenkönigs) Friedrich Y. zu gewinnen (S. 164). Der
eifrigste Beförderer dieses Planes war des Königs Günstling,
der leichtfertige und charakterlose Georg^ Villiers, den Jakob
hauptsächlich wegen seines einnehmenden Äußeren und seiner ge¬
wandten Umgangsformen liebgewonnen nnd der von ihm zum
Herzog von Bnckingham ernannt nach und nach einen gewal¬
tigen Einfluß auf alle Regierungsangelegenheiten erlangt hatte.
Um bie Unterhandlungen, bie von bem spanischen Hose mit
großer Langsamkeit betrieben würben, zum rascheren Abschluß zu
bringen, begab sich Buckingham im März 1623 mit bem Prinzen
von Wales insgeheim, nur mit bem Vorwissen bes Königs, nach
Mabrib, wo beibe an bem spanischen Hofe bie ehrenvollste Auf¬
nahme fanben. Nach ben bereits früher getroffenen Vereinbarun¬
gen sollte ben englischen Katholiken fortan ber Prioatgottesbienst
gestattet sein, bie Prinzessin von Wales eine katholische Kapelle
im Paläste haben, bie erste Erziehung ber Söhne aus bieser
Ehe von ihr abhängen unb selbst bet Übertritt ber selben zur
katholischen Kirche kein Grnnb zu ihrem Ausschluß von ber Thron¬
folge fein. Nachbem btefe Vereinbarungen nochmals bestätigt
worben, erteilte ber Papst im November bie erbetene Dispensa¬
tion. Dennoch kam bie geplante Verbinbung nicht pstanbe, weil
Buckingham, ber bnrch sein leichtfertiges Benehmen unb butch
feilte ungebührliche Vertraulichkeit mit bem Prinzen von Wales