2o4 England. Karl I. Oliver Cromwell.
gemacht hatte, um zu dem Heere des Königs zu stoßen, von
Th omas Fairfax überfallen und bei Nantwich im Nor¬
den Englands völlig vernichtet. In demselben Jahre verlor der
König auch die Hauptschlacht bei Mostonmoor, in welcher
der Generallieutenant Cromwell das meiste zum Siege des
Revolutionsheeres über das Königtum beigetragen hatte.
Oliver Cromwell war im Jahre 1599 zu Hutiugdon
geboren. ^ Anfangs für die Wirtschaften bestimmt, soll er seine
Jugendzeit in Ausschweifungen und Rausereien hingebracht und
sein väterliches Vermögen in Trunk und Spiel vergeudet haben.
Schon frühe fühlte er sich zu den politischen und religiösen Grund¬
sätzen der Puritaner hingezogen und mischte sich von innerer Un¬
ruhe getrieben, unter die hitzigsten puritanischen Eiferer. Er
veranstaltete religiöse Vereinigungen, hielt seinen Landsleuten
lange Predigten und erbot sich denen, welchen er einst im Spiele
Geld abgenommen, dasselbe wieder zu erstatten. Er ererbte von
seinem Oheim eine Summe Geldes, verheiratete sich und zog sich
auf das Land zurück, um hier ungestört seinen geistlichen
Übungen leben zu können. Im Jahre 1628 trat er zuerst als
Abgeordneter seiner Vaterstadt im Unterlaufe auf, wurde aber
damals noch wenig beachtet, da feine persönliche Erscheinung kei¬
nen angenehmen Eindruck machte, denn sein Äußeres war hä߬
lich , sein Anzug schmutzig, feine Sitten grob, feine Stimme
dumpf, und feine Rede unzusammenhängend. Seine strenge
puritanische Richtung machte ihn zu einem erbitterten Feinde der
bischöflichen Kirche, und schon war er im Begriff, der Tyrannei
Lands durch die Auswanderung nach Amerika zu entgehen, als
das Verbot des Hofes ihn auf Englands Boden zurückhielt. Als
das lange Parlament zusammentrat, schloß er sich an seine Vet¬
tern Ha mp freu und Pym, entschiedene Gegner der Regie¬
rung, an und sprach selbst mit großer Heftigkeit gegen den Hos.
Doch mochte er sich wohl selbst unter den damaligen glänzenden
Rednern des Unterhauses nicht gefallen und wandte sich daher
mit Vorliebe der kriegerischen Laufbahn zu. Er erhielt vom
Parlament die Hauptmannsstelle mit dem Auftrag , eine Reiter¬
schwadron anzuwerben, und nun beschloß er, dem Parlamente
Krieger zu bilden, die durch sittliche Kraft, Mut und Entschlos¬
senheit den königlichen Edelleuten gewachsen wären. Er führte
unter feiner Schar, die meist aus Söhnen wohlhabender Pächter
bestand, die strengste Mannszucht ein und wußte ihnen seinen
religiösen Fanatismus einzuflößen. Wie sein rasches, strenges
Wesen die Trägen mit Furcht erfüllte, so entflammte sein be¬
lebender Zuspruch die Tapferen zur höchsten Anstrengung und