Full text: Die neueste Zeit (Band 4)

Österreich-Ungarn. 215 
Flusse Leitha an der Grenze Österreichs und Ungarns jene 
Transleithanien, diese Cisleithanien genannt (das Ländergebiet 
jenseits und diesseit der Leitha); beide Halsten bildeten vereint 
die „österreichisch-ungarische Monarchie." Die ungarische Ver¬ 
fassung von 1848 wurde wieder hergestellt (s. S. 131), Sieben¬ 
bürgen und Kroatien mit Ungarn vereinigt. Auch für die west¬ 
liche Reichshälste erließ man ein neues Staatsgruudgesetz mit 
einem verantwortlichen Ministerium und einem in Herren- 
und Abgeordnetenhaus geteilten Reichsrat. Gemeinsam blieben 
beiden Hälften die auswärtigen Angelegenheiten, die Finanzen 
und das Kriegswesen; für sie wurde ein eigenes Reichsministe¬ 
rium ernannt, welches mit den von beiden Hälften zu wählenden 
„Delegierten" von je 60 Mitgliedern zu beraten hatte. Finan¬ 
ziell wurde Ungarn fehr gut gestellt, da es von den gemeinsamen 
Reichslasten nur 30 Prozent zu tragen hatte, 70 Prozent den 
deutsch-sl'awischeu Provinzen Zufielen. Minister von Beust trug 
sich noch mit anderen hochfliegenden Plänen; er dachte auf die 
eine oder andere Weise Österreichs verlorene Stellung in Deutsch¬ 
land zurückzugewinnen, sein Liebäugeln mit Frankreich war nicht 
mißznverstehen. Aber er hatte sich durch die Teilung der Mo¬ 
narchie selber die Hände gebunden; die Ungarn, welche dnrch 
Königsgrätz ihre alte Verfassung wieder erlangt hatten, fühlten 
sich durch nichts veranlaßt, in die deutsche Entwickelung einzu¬ 
greifen. — Als Protestant hatte er natürlich auch kein Verständ¬ 
nis für die Rechte der katholischen Kirche und er suchte durch 
confeftionelle Gesetze ihre Wirksamkeit zu hemmen. Die Gerichts¬ 
barkeit in Ehesachen wurde den weltlichen Gerichten übertragen, 
und die Leitung des Unterrichtswesens — mit Ausnahme des 
Religionsunterrichts — unter die Oberaufsicht des Staates ge¬ 
stellt. Damit war aber das zwischeu Österreich und Rom ge¬ 
schlossene Konkordat zerrissen. 
IT. Von der Gründung des norddeutschen Bundes bis zur 
Errichtung des deutschen Kaisertums. 
1. Spanien seit 1848. 
In Spanien (s. S. 82) war es nach mancherlei 
Schwankungen und Hosiutrigueu im September 1851 der Partei 
der Köuigin-Mutter gelungen, das Ministerium Narvaez zu 
stürzen und die königlichen Machtbefugnisse zu steigern. Dock
	        
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