Der Befreier O'Connel. 45^
den Dissenters) in Kapellen, auszuüben, Erbschaften zu errichten
und anzunehmen, Kontrakte einzugehen u. s. w. Wenige Jahre
daraus (1782) entledigte sich das irische Parlament der seit Hein¬
rich VII. bestehenden Bevormundung, kraft welcher das irische
Parlament nicht zusammen berufen werden sollte, ohne daß die
Beweggründe und Gesetzesvorschläge vorher von dem englischen
Parlamente geprüft und genehmigt wären. Und nun folgten
von seiten des unabhängig gewordenen Parlaments sogleich wei¬
tere, den irischen Katholiken günstige Beschlüsse. Eiues der er¬
sten Gesetze räumte denselben das Besitzrecht wieder ein und hob
viele herbe Strafgesetze auf, wie die Straseu gegen Messe le¬
sende Priester, das Verbot, Jugendlehrer oder Vormünder zu
sein, Pferde von höherem Werte als fünf Pfund zu besitzen.
Dann kam die französische Revolution und gab den schon ver¬
breiteten Begriffen von Freiheit und Gleichheit neues Leben.
Die Gefahr, welche von Irland her drohte, nötigte nun auch
das englische Parlament zu Konzessionen. Den Katholiken wurde
die Advokatur und die Eingehung gemischter Ehen erlaubt. Im
Jahre 1793, als Frankreich England den Krieg erklärte, wurde
der Rest der Strafgesetze abgeschafft und den Katholiken das
aktive Wahlrecht zugestanden, auch sollten sie zu solchen bürger¬
lichen und militärischen Anstellungen, welche den Testeid nicht
erforderten, fähig sein. Dagegen blieben sie noch vom Par¬
lament und von der Befähigung zu den hohem Staatsämtern
ausgeschlossen.
Damals erhob sich zum erstenmal die Stimme, welche nachher
so viele Jahre mit solcher Gewalt das irische Volk zu ergreifen
und zu leiten wußte. DanielO'Connel, ein irischer Ad¬
vokat , unternahm es, die Befreiung seines unglücklichen Vater¬
landes von der auf demselben lastenden Knechtschaft auf gesetz¬
lichem Wege, durch unausgesetzte Anwendung des Petitionsrechtes
anzubahnen. Zu diesem Zwecke stiftete er einen „katholischen
Verein," dessen Mitglieder durch freiwillige Beiträge für die
Bestreitung der notwendigen Ausgaben Sorge trugen. Allein so
oft auch die Gleichberechtigung der Katholiken vom Jahre 1807
an im Parlamente zur Sprache kam, immer wurde die Bill ver¬
worfen , „weil die Katholiken, unter einem auswärtigen geist¬
lichen Oberhaupte stehend, geborene Feinde des Vaterlandes sein
müßten." Erst mußte die Bewegung in Irland wieder einen
bedenklichen Charakter annehmen, ehe die englische Befangenheit
und Gleichgiltigkeit überwunden wurde. Diese Bewegung begann
im Jahre 1810 durch den katholischen Verein; ohne denselben
und ohne O'Eonuell wäre die Gleichstellung der Katholiken in