4. Rudolf II.
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Suprematseid (Supremat — kirchliche Oberhoheit) zu leisten, wie der
gelehrte Thomas Morus, wurden grausam verfolgt.
Auf Heinrich VIII. folgten der Reihe nach seine Kinder: Eduard VI.,
Maria und Elisabeth. Unter dem minderjährigen Eduard VI. wurde die Re¬
formation im Sinne der deutschen Protestanten weitergeführt. Maria, die
Gemahlin Philipps II. von Spanien, stellte sodann mit blutiger Härte den Katho¬
licismus wieder her. Elisabeth (1558 — 1603) begründete von neuem die
englische Staatskirche auf protestantischer Grundlage, aber mit Beibehaltung der
Bischöfe (Episkopal-Kirche), verbot unter schweren Strafen den katholischen Gottes¬
dienst und verfolgte auch die Reformierten (Presbyterianer, d. h. gemäßigte, und
Puritaner, d. H. strenge Calvinisten).
Wie Philipp II. der Vorkämpfer des Katholicismus in Europa war, so
trat Elisabeth an die Spitze des westeuropäischen Protestantismus.
Daher mußte es zwischen beiden zum Kampfe kommen, von dessen Ausgang das
Schicksal der Reformation in England und in den Niederlanden abhing. Die
nähere Veranlassung zum Kriege boten folgende Ereignisse: 1. Elisabeth
unterstützte die Niederlande anfangs insgeheim, später offen gegen
Philipp II. 2. Die Königin ließ die spanischen Kolonien angreifen
und zum Teil verwüsten. 3. Sie befahl die Hinrichtung der katholischen
Königin Maria Stuart (1587), welche aus ihrem schottischen Königreiche
nach England geflohen war und Ansprüche auf den englischen Thron erhob.
Im Jahre 1588 ließ Philipp II. eine gewaltige Flotte, „die unüber¬
windliche Armada", anslanfen. Aber im Angesicht der drohenden Gefahr
erhob sich das ganze englische Volk, Protestanten und Katholiken, wie e i n Mann.
Schon im Kanal kam es zn kleinern Gefechten. Die Hauptschlacht fand ans der
Reede von Calais statt. Besiegt zog sich die spanische Flotte ans einem großen 1588
Umwege um die schottischen und irischen Küsten zurück, wobei sie durch Stürme
den größten Teil ihrer Schiffe verlor \
Mit dem Untergang der Armada war das Ende der spanischen
Seeherrschaft besiegelt. An die Stelle der Spanier traten die Eng¬
länder. Bald sollten die Deutschen diesen Umschwung fühlen. Im Jahre
1598 schloß Elisabeth den Stahlhof der Hansa (S. 121) und
hob ihre Handelsvorrechte in England auf. Neben den Holländern und
Engländern konnten die deutschen Kaufleute nur mit Mühe einen be¬
scheidenen Platz im Welthandel behaupten.
f) Die Vorboten des Dreißigjährigen Krieges.
1 Elisabeth ließ zum Andenken an den Sieg eine Medaille prägen, welche
in lateinischer Sprache die Inschrift trug: „Gott blies, und sie wurden zerstreut."
Vgl. Schiller, „Die unüberwindliche Flotte":
„Gott der Allmächt'ge blies,
Und die Armada flog nach allen Winden."
Philipp II. beruhigte den heimkehrenden Admiral mit den Worten: „Gegen Menschen,
nicht gegen Stürme und Klippen habe ich euch ausgesandt."