Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der Deutschen Geschichte

370 Neunter Zeitraum. Von d. Wiederherstellung d. Deutsch. Reiches b. z. Gegenwart. 
1888 2. Kaiser Kriedrich III. (vom 9. Mär; bis zum 15. Äuni 1888). 
a) Kindheit und Jugend. Friedrich III., bis zu seiner Thron¬ 
besteigung Friedrich Wilhelm genannt, wurde am 18. Oktober 1831, dem 
Jahrestage der Schlacht bei Leipzig, geboren. Er erhielt eine in jeder 
Hinsicht sorgfältige Erziehung. Von den körperlichen Übungen pflegte er 
besonders das Schwimmen, worin er es zu großer Meisterschaft brachte. 
Auf seine geistige Bildung gewann den größten Einfluß der feine Kenner 
des griechischen Altertums Ernst Curtius. Als der erste seines Hauses 
besuchte der Prinz eine deutsche Hochschule, die Universität zu Bonn. 
Ein längerer Aufenthalt in Italien trug nicht wenig dazu bei, seine Vor¬ 
liebe für die Kunst zu sörderu. Über der wissenschaftlichen Aus¬ 
bildung wurde jedoch die militärische nicht verabsäumt. Der Prinz 
lernte alle Zweige des Dienstes genau kennen; eine Zeitlang (1855) hatte 
er dm damaligen Oberst Moltke zum Lehrmeister in der Kriegskunst. 
b) Friedrich als Kronprinz von Preußen. Bei der Thronbesteigung 
Wilhelms I. (1861) wurde sein Sohn Kronprinz von Preußen. An dem 
dänischen Feldzuge des Jahres 1864 nahm er nur als Zuschauer teil. 
Das Jahr 1866 aber sah ihn als siegreichen Heerführer an der 
Spitze der II. Armee. Bei Königgrätz entschied er durch fein rechtzeitiges 
Eingreifen den Sieg. Schon damals wurde der Kronprinz von feinen 
Soldaten schwärmerisch verehrt. In den Jahren 1870 und 1871 errang 
er bei Weißenburg und Wörth, bei Sedan und Paris neue, im- 
verweltliche Lorbeeren und die Würde eines Generalfeldmarfchalls. Mit 
Stolz nannten ihn feine Truppen, zu denen jetzt auch die Süddeutschen 
gehörten, „unfern Fritz", eine Bezeichnung, die bald das ganze deutsche Volk 
sich zu eigen machte. 
Gleich vom ersten Tage des Krieges an war sein Gedanke auf die 
Herstellung der nationalen Einigung Deutschlands und die Er¬ 
neuerung der deutschen Kaiser würde gerichtet, und nicht nur durch 
seine Siege, sondern auch durch sein herzgewinnendes Wesen, womit er 
die Abneigung der Süddeutschen gegen die Norddeutschen überwand, hat 
er zur Erringung dieses Zieles wesentlich beigetragen1. 
c) Friedrich als Kronprinz des Teutschen Reiches. Nach der Rück¬ 
kehr aus Frankreich war der Kronprinz des Deutschen Reiches und von 
Preußen einer der gefeiertsten Helden. Ein neuer Siegfried schien 
„Und hättest du nicht einen Sieg errungen, 
Du kehrtest doch als Sieger uns zurück; 
Denn du, du hast des Südens Herz bezwungen." O. v. Redwitz.
	        
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