1. Ludwig II. der Deutsche. 2. Die Söhne Ludwigs des Deutschen. 57
erhielt der eine, Lothar II., ben nördlichen Teil des mittelfränkischen Reiches,
der seitdem Lotharingien (Lothringen) genannt wurde. Nach dessen
Tode ließ sich sein Oheim Karl der Kahle in Metz zum König von
Lothringen krönen. Ludwig der Deutsche erhob Einspruch und setzte es
im Vertrage von Meersen a. d. Maas durch, daß ihm der östliche, 870
deutschredende Teil Lothringens (das linke Rheinufer) zugesprochen
wurde. In diesem Gebiete lagen u. a. die Städte Basel, Straßburg,
Metz, Trier, Köln, Aachen und Utrecht.
Von jetzt an standen sich Ostfranken (Deutschland) und Westfranken
(Frankreich) als sprachlich abgeschlossene Nachbarreiche gegenüber.
c) Ludwig ein echt deutscher und echt christlicher König. Ludwig
hielt die deutschen Stämme mit Kraft und Weisheit zusammen. Sein Hof
wanderte von Pfalz zu Pfalz; aber mit Vorliebe weilte er auf den Königs¬
gütern zu Regensburg (S. 35) und zu Frankfurt am Main. Be¬
sonders wird uns seine Frömmigkeit gerühmt. Wie sein Vater und Gro߬
vater las er eifrig die Heilige Schrift. Mit dem gelehrten Rhabanus
Maurus, einem Schüler Alkuins, der zuerst Abt von Fulda und dann
Erzbischof von Mainz war, stand er in regem Briefwechsel. Der Mönch
Otfrieb von Weißenburg (Elsaß), der erste deutsche Dichter, dessen
Namen wir kennen, widmete ihm sein in althochdeutscher Sprache ab¬
gefaßtes Evangelienbuch.
2. Die gp'öfyne Ludwigs des Deutschen: Kartmann, Ludwig III.
der Jüngere und Kart III. der Dicke (876—887).
a) Karlmann beherrschte das Stammland Bayern. Von hier aus
setzte er sich in den Besitz des benachbarten Italien. Sein kühner und
entschlossener Geist lebte in seinem Sohne Arnulf von Kärnten fort (s. unten).
b) Ludwig III. und sein Kampf mit Frankreich. Als Beherrscher
der nördlichen Stämme (Sachsen, Thüringer, Franken) wurde Ludwig in
einen Krieg mit Frankreich verwickelt. Karl der Kahle versuchte nämlich
nach dem Tode seines Bruders Ludwig das linke Rheinnfer an sich
zu reißen. Bei Andernach kam es zur Schlacht, der ersten, welche 876
zwischen Deutschen und Franzosen geschlagen worden ist. Die Truppen
Karls des Kahlen wurden vollständig besiegt und lösten sich in wilder
Flucht auf. Manche wurden von den Landleuten, die über die Räubereien
der Feinde ergrimmt waren, dergestalt ausgeplündert, daß sie sich in Heu
und Stroh wickelten, um ihre Blöße zu verhüllen. Mit den Worten:
„Und ein schwerer Schlag traf das räuberische Volk", schließt ein Zeit¬
genosse die Schilderung des denkwürdigen Tages.