Full text: Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte (Band 2)

18. Die Erfindung des Schießpulvers und der Buchdruckerkunst. 203 
Familie wandte sich nach Straßburg. Dort suchte unser Johannes, der 
völlig mittellos war, durch Ausübung mechanischer Künste — Edelsteine 
schleifen, Spiegel belegen u. dgl. — sein Brot zu verdienen. Er unterwies 
gegen Bezahlung auch andere in diesen Künsten. Seine Schüler merkten 
bald, daß er sich insgeheim noch mit andern Studien befaßte und baten ihn, 
sie in dieselben einzuführen. Diese Arbeiten bezogen sich ohne Zweifel auf 
den Buchdruck. Im Jahre 1445 kehrte Gutenberg nach Mainz zurück und 
verfolgte dort seine Forschungen, die ihn schon in Straßburg zur Herstellung 
beweglicher Lettern und zur Erfindung der Presse geführt hatten, weiter. 
Aber ihm fehlte das Geld, um eine Ausführung seiner Pläne im Großen 
bewerkstelligen zu können. Da machte er die Bekanntschaft des reichen Gold¬ 
schmieds Johann Fnst und weihte diesen in seine Gedanken über den Buch¬ 
druck ein. Fust, ein praktischer Mann, erkannte sofort, welchen ungeheuren 
Nutzen eine zweckmäßige Verwertung der neuen Erfindung bringen mußte, 
und einigte sich mit Gutenberg in einem Vertrage 1450 dahin, daß dieser 
eine Buchdruckerwerkstätte einrichten und leiten sollte, zu deren Bau Fust 
die Mittel hergab. Als Dritter im Bunde trat bald nachher der Schön¬ 
schreiber Peter Schöffer, ein heller Kopf und gewandter Arbeiter, ein. Er 
wurde nach einiger Zeit Fusts Schwiegersohn. 
In der ersten Zeit ihrer Verbindung druckte Gutenberg und Fust noch 
von ganzen Holztafeln ab, wie es altgebräuchlich war. Gutenbergs Gedanke, 
die Buchstaben einzeln auszuschneiden, erforderte noch mancherlei Versuche, 
ehe er vollkommen brauchbare Form angenommen hatte. Das zunächst an¬ 
gewandte Material, das Holz, nutzte sich zu schnell ab, Blei war zu weich, 
Eisen zu hart; auch das Gießen der Schriftformen machte noch große 
Schwierigkeiten. Hier zeigte sich nun Peter Schöffer als erfinderischer Kopf. 
Er stellte eine zweckmäßige Metallmischung her, führte die noch jetzt ge¬ 
bräuchliche Weise ein, zur Herstellung der Lettern erhabene stählerne Punzen 
(Stempel) verkehrt in kupferne Stäbchen zu schlagen und dann mit der 
Metallmischung auszugießen; er war es auch, der als früherer Schönschreiber 
den Buchstaben eine gefällige Form gab. 
Nach allen diesen Vorbereitungen konnten Gutenberg und seine Genossen 
endlich 1452 den Druck eines Buches nach der neuen Druckweife anfangen. 
Sie wählten dazu die Bibel. Zwölf Bogen waren bereits vollendet, als 
Fust und Schöffer den Zeitpunkt für gekommen erachteten, den großen Meister, 
der ihnen den Weg zu Reichtum und Ehre gezeigt hatte, nun mit schnödem 
Undank abzulohnen und damit aus bem Geschäfte zu entfernen. Fust stellte 
plötzlich bie Forberung auf, Gutenberg solle ihm bas Kapital, welches Fust 
zur Einrichtung ber Druckerei hergeliehen hatte, mit Zinsen zurückerstatten. 
Der Druck ber zwölf Bogen habe bereits so viel Gelb gekostet, baß an eine 
Vollenbnng bes Werkes wohl kaum zu benken fei. Da Gutenberg bie 
Rechnung bes arglistigen Genoffen — sie belief sich auf 2026 Gnlben — 
nicht bezahlen konnte, so erwirkte letzterer ein Urteil bes Mainzer Gerichts, 
nach welchem ber große Ersinber bem Gläubiger bie ganze Druckerei über¬ 
lassen mußte (1455). Fust behielt auch bie Vorräte, namentlich bie ganze 
Auflage ber noch untiollenbeten Bibel zurück. Diese warb nun vollstänbig 
gebruckt. „Sie besteht aus zwei Bänben, wovon ber erste 327, ber zweite
	        
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