18. Der schmalkaldische Krieg. 375
Wochen nachher diktierten die Sieger den Frieden (20. November 1531).
Die Reformierten zahlten die Kriegskosten, lösten ihr Bündnis mit den süd¬
deutschen Städten und gestatteten in den gemeinen Vogteien eine neue Ab¬
stimmung, die größtenteils zu gunsteu der Katholiken ausfiel. Auch in Glarus,
St. Gallen, Argau und Solothurn gewann die alte Kirche bald wieder das
Übergewicht. So vollzog sich in der Schweiz dieselbe verhängnisvolle Glaubens¬
spaltung wie im Reiche. Und wie hier, so ist sie auch dort bis heute be¬
stehen geblieben.
18. Der schrnatkatdische Krieg.
Wilhelm Maurenbrecher, Karl V. und die deutschen Protestanten 1545-1555. Düsseldorf 1865.
Was einstens von Ferne gedroht, das kam jetzt zur Erscheinung: gegen
die von der Kirche abgehaltenen Ketzer entschloß sich der Kaiser Gewalt in
Anwendung zu bringen.
Heuzutage mag es freilich widersinnig erscheinen, eine religiöse Genossen¬
schaft, die von der allgemeinen Kirche sich lossagt, durch Maßregeln äußeren
Zwanges in ihr festhalten zu wollen; es mag in unseren Ideen ganz un¬
natürlich sein, das religiöse Gefühl der Menschen durch Waffengewalt lenken
zu wollen; es mag ein Regent uns thöricht erscheinen, der durch militärische
Massen für das Seelenheil seiner Unterthanen Sorge tragen will: Karl aber,
der spanische Kaiser von Deutschland, hat fest an die Wirsamkeit auch dieses
Heilsweges geglaubt.
Die Protestanten lebten und starben der festen Überzeugung, wo man
unr der Predigt des Evangelii freien Raum schaffe, werde überall die
Wahrheit ihrer Lehre sich an dem Herzen der Menschen erweisen. Kaiser
Karl aber war so durchdrungen von der Wahrheit der Kirchenlehre, in der er
erzogen, daß er überall das Verderben hereinbrechen sah, wo diese Lehre sich
mindere: so wenig Zweifel hegte er über die Wahrheit seines Standpunktes,
daß er auch den Widerstrebenden ihn aufzuzwingen kein Bedenken trug.
Der deutsche Krieg, den der Kaiser 1546 begonnen, ist in der That
ein Religionskrieg gewesen.
Wir haben es verfolgt, wie schon mehrmals zu diesem Kreuzzuge des
Katholizismus gegen die deutsche Neuerung der Kaiser Ansätze gemacht, und
wir sahen auch, welches an den einzelnen Stellen die Umstände gewesen,
die von diesem Plane ihn immer zurückbrachten. Es ließ sich nicht ver¬
kennen, daß in den letzten Jahren immer mehr und mehr die deutsche Frage
sich zu allgemeiner Bedeutung erhoben und immer mehr und mehr in den
Mittelpunkt der kaiserlichen Politik getreten war.
Und in der That, es kann keinem Zweifel unterliegen: Karls Ent¬
schluß zum Kriege ist seitdem ernstlich nicht mehr ins Wanken gebracht.
In allen Schreiben an den Sohn in Spanien spricht er es aus, daß er
in Regensburg noch einmal eine letzte kurze Beratung mit dem Bruder vor¬
habe und nach katholischer und nach protestantischer Seite hin Unterhandlungen
führen wolle, um in möglichst günstiger Weise und unter möglichst günstigen
Umständen den Feldzug von Regensburg aus zu eröffnen.
Es kam dem Kaiser vor allem darauf an, zu dem Kriege nicht nur