Full text: Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte (Band 2)

470 Viertes Buch. II. Abschnitt: Bilder aus dem Jahrhundert des großen Krieges. 
6. Die Zerstörung Magdeburgs. 
A. Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges. 2. Band. Leipzig 1884. 
Seit Magdeburg im Jahre 1629 dem Angriffe Waldsteins ausgesetzt 
war und nur durch den Zwiespalt desselben mit der Liga aus der Gefahr 
gerettet wurde, wachte es mehr als je über seine Freiheit und begrüßte 
freudig jede den Kaiser neu bedrohende Gefahr, hielt aber äußerlich an der 
Neutralität fest. 
Der ehemalige Administrator von Magdeburg, Christian Wilhelm von 
Brandenburg, irrte mittlerweile arger Not preisgegeben in der Welt herum, 
bot überall seine Dienste zur Bekämpfung der Katholiken an und kam mit 
dem Antrag auch nach Schweden, nachdem ihn die Holländer mit den nötigen 
Mitteln zu dieser Reise versehen hatten. Er machte sich gegen Gustav Adolf 
anheischig, eine Armee von 20000 Mann im Stifte Magdeburg anzuwerben, 
ohne daß die daselbst einquartierten kaiserlichen Truppen etwas davon merken 
sollten; er wollte sie dann überfallen und vernichten oder gefangen nehmen. 
Es war zu viel, was Christian Wilhelm versprach, und der vorsichtige 
König war weit davon entfernt, seinen Geldbeutel zur Förderung eines so 
abenteuerlichen Planes aufzuthun. Aber die Aufmerksamkeit Gustav Adolfs 
war dadurch auf Magdeburg gelenkt worden, und er erwog, welche wichtige 
Hilfe ihm bei seinem gegen Deutschland geplanten Feldzuge zu Teil werden 
konnte, wenn diese Stadt sich ihm anschließen, einen Teil der feindlichen 
Streitkräfte binden und den freien Elbeverkehr hemmen würde. Kurz vor 
seiner Landung setzte er sich deshalb mit einem Agenten des Administrators 
mit Namen Stalmann in Verbindung und versprach die Bürgschaft für 
100 000 Thaler, die sich Christian irgendwo ausleihen sollte, zu übernehmen. 
Einige Anhänger des letzteren bemühten sich nun, in Magdeburg für seine 
Pläne Propaganda zu machen und seine Wiederanerkennung als Administrator 
vorzubereiten, aber sie hatten weder das hinreichende Ansehen noch einen 
so großen Anhang, um das Gewünschte zu bewerkstelligen. Gustav Adolf 
hatte sich jedoch je länger je mehr mit dem Gedanken befreundet, Magdeburg 
gegen den Kaiser aufzuwiegeln, und er forderte nun den Markgrafen auf, 
alle Hebel anzusetzen, um sich der Stadt zu bemächtigen. 
In Magdeburg versuchte mittlerweile ein bankerotter Kaufmann Namens 
Pöpping offen für den Administrator aufzutreten, aber obwohl er ein Schreiben 
desselben vorlegte, welches bestimmte Versprechungen enthielt und auf die 
Hilft? des Schwedenkönigs hinwies, gelang es ihm doch nicht, das städtische 
Ratskollegium zu bestimmen, aus seiner Neutralität herauszutreten und dem 
Kaiser den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Nun aber kam Stalmann als 
offizieller Abgesandter des Königs und sparte nicht mit Versprechungen 
schwedischer Hilfe, er richtete damit die gedrückten Gemüter der Magdeburger 
auf und trieb sie zu gewagten Entschlüssen. Trotz alledem würden sie viel¬ 
leicht den äußersten Schritt nicht gethan haben, wenn Christian Wilhelm nicht 
als Kaufmannsgehilfe verkleidet in Stalmanns Gesellschaft nach Magdeburg 
gekommen wäre und fein Inkognito abgestreift hätte, als er den Umschwung 
in der öffentlichen Stimmung wahrnahm. Die Bewegung in der ^tadt stieg 
zu einer beträchtlichen Höhe, das niedere Volk schwärmte für das schwedische
	        
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