Ludwig der Bayer. 89
das Ansehen der Kaiserkrone, welche er in Rom gewann, zu
erneuern. Allein hineingerissen in die furchtbaren Parteikämpfe,
welche damals durch ganz Italien tobten, rieb er seine Kraft
ans Er starb zu Buonconvento bei Siena im August 1313.
Die schmerzliche Aufregung über das rasche Hinscheiden des
Kaisers erzeugte das unbegründete Gerücht, Heinrich sei das
Opfer fanatischen Hasses geworden und durch eine vergiftete
Hostie nms Leben gekommen.
35. Ludwig der Bayer 1314—1347.
Die Kaiserwahl.
Für Deutschland brach nach Heinrichs VII. Tode wieder
eine Mutige Zeit an. Heinrichs Sohn, König Johann von
Böhmen, war erst siebenzehnjährig. Schon seiner Jugend
wegen war deshalb seine Wahl zum Kaiser nicht ratsam.
Auch wollte man den Schein vermeiden, als sei das Kaiser¬
tum erblich. Die Wahl mußte sich also auf einen andern
Fürsten lenken. Nun standen sich zwei mächtige Parteien
gegenüber: die habsbnrgische und die luxemburgische.
Die letztere entschied sich am Wahltage zu Frankfurt für
Herzog Ludwig von Oberbayern aus dem Hause
Wittelsbach. Tags zuvor hatten die Habsburger am
andern Mainufer Friedrich den Schönen von Öster¬
reich gewählt, einen Sohn König Albrechts. Während
Ludwig alsdann zn Aachen gekrönt wurde, setzte die Partei
Friedrichs ihrem Erwählten zu Bonn die Krone aufs Haupt.
Krieg zwischen Ludwig und Friedrich.
Ludwig und Friedrich waren in ihrer Jugend Freunde
gewesen. Aber das Band zwischen ihnen war bereits vor
der Kaiserwahl zerrissen. In Niederbayern war nämlich
Herzog Otto gestorben; die Herrschaft fiel drei minderjährigen
Fürsten zu. Um die Vormundschaft über diese Prinzen waren
Ludwig und Friedrich in Streit geraten und hatten die
Waffen gegen einander erhoben. Ludwig aber hatte in der
Schlacht bei Gammelsdorf 1313 gesiegt. Jetzt entfachte
der Streit um die Kaiserkrone neue Feindschaft. Auf Ludwigs
L>eite stunden besonders die Städte. Der Adel dagegen trat
großenteils zur Fahne Habsburgs. In treuer Gemeinschaft
mit Friedrich kämpfte vor allem sein Bruder, der ritterliche