Full text: Zeit- und Lebensbilder aus der neueren und neuesten deutschen und württembergischen Geschichte

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es ihm bei Otisheim, wo seine ungeübten Truppen, als sie die Fran¬ 
zosen erblickten, die Flucht ergriffen, so daß er gefangen genommen 
wurde. Nun drangen die Franzosen aufs neue in 
Württemberg ein. Knittlingen, Vaihingen, Liebenzell 
wurden geplündert, Calw und Zavelstein verbranntuud 
auch das prächtige Kloster Hirsau, das so vielen Stür¬ 
men getrotzt hatte, sank 20. September 1689 in Asche. 
Im Jahr 1693 wurde das wehrlose Württemberg aber¬ 
mals von den Franzosen überschwemmt. Sie besetzten das ganze Unter¬ 
land und mißhandelten es so, daß man froh war, sie durch einen 
Brandschatzungsvertrag, der ihnen l'/4 Millionen Mark bewilligte, aus 
dem Lande hinauszubringen. Die Städte Beil st ein, Marbach, 
Backnang, Vaihingen und Winnenden, nebst 37 anderen 
Orten waren ganz zerstört. Als 16 9 7 der Ry Zwicker 
Friede geschlossen wurde, hatte Württemberg über 8 Millionen Gul¬ 
den (nahezu 14 Millionen Mark) eingebüßt, ohne daß man den Fran¬ 
zosen etwas zu leide gethan hätte. Ludwig selber hatte durch feine 
Raubkriege nichts gewonnen. Wohl durfte er Elsaß mit Straßburg 
behalten, dagegen mußte er Lothringen an seinen Herzog, Zweibrücken an 
Schweden, Mömpelgard an Württemberg und Freiburg, Breisach und 
Kehl au das deutsche Reich zurückgeben. Das verdroß ihn. Er benützte 
daher eine andere Gelegenheit, seine Eroberungsgelüste zn befriedigen. 
Am 1. November 1700 starb der König von Spanien kinderlos. 
Nun fragte es sich, wer den Thron einnehmen solle. Frankreich, Öster¬ 
reich und Bayern glaubten erbberechtigt zu sein. Ohne eine rechtliche 
Entscheidung abzuwarten, erklärte Ludwig seinen Enkel Philipp zum 
König vou Spanien. Darüber entstand der spanische Erbfolge¬ 
krieg 17 00—1 714, in welchem sieben Mächte, nämlich Österreich, 
England, Holland, Preußen, das deutsche Reich, Portugal und Savoyen 
wider Frankreich auftraten. Auch Württemberg, das sich an Österreich 
angeschlossen hatte, beteiligte sich am Kriege. Am 3. Juni 1700 
wurde von den Feldherren der Verbündeten, Marlborough von Eng¬ 
land, Prinz Eugen von Savoyen und Markgraf Ludwig von Baden, 
im Lamm zu Großheppach im Remsthal der Kriegsplan gegen 
Frankreich entworfen. Der Krieg fiel für Ludwig ungünstig aus. 
Er mußte uach und nach alle seine Macht hinsinken sehen; dagegen
	        
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