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9) Bald wurde er mit dem Bann belegt und samt 
feinen Anhängern, den Waldensern, aus Lyon vertrieben, 
tnciö aber dazu diente, die evangelische Lehre im südlichen 
Frankreich, in Piemont, in der Schweiz und den Rheinlanden, 
in Böhmen und Ungarn auszubreiten. 
10) So wuchs die Zahl der stillen Bekenner des Evange¬ 
liums im Verborgenen immer mehr. Daneben erstanden aber 
auch Rufer im Streit gegen die Mißbrauche der römischen 
Kirche. Einer der bedeutendsten derselben war Johann 
Wiklef (t 1384), Professor an der Universität Oxford in 
England, der die Reinigung der kirchlichen Lehre auf Grund 
der Heiligen Schrift ernstlich forderte. 
11) In seine Fußstapfen trat in Böhmen der czechische 
Professor und Prediger Johann Hus in Prag. Durch die 
Bekanntschaft mit den Schriften Wiklefs und vielleicht auch 
unter dem Einfluß der Waldenser erwachte sowohl in Hus 
als auch in vielen Edelleuten und Professoren der Universität 
der Wunsch einer Reformation der Kirche durch Rückkehr zum 
Urchristentum. 
12) In seinen Predigten in der Bethlehemskirche und in 
feilten Vortrügen an der Universität verkündigte er statt des 
Bilder- und Heiligendienstes, des Ablasses und Fegfeuers 
den evangelischen Heilsweg der Buße und des 
Glaubens, uni) sein Wort machte um so größeren Eindruck, 
als er mit einer gründlichen Kenntnis der Heiligen Schrift 
und einer großen Beredsamkeit einen unerschütterlichen 
Glauben und eiimit frommen, untadelhaften Wandel verband. 
13) Bald erhob sich eine heftige Verfolgung gegen ihn; 
er sollte widerrufen, und als er sich dessen weigerte, sprach der 
römische Papst (21,6) den Bann über ihn aus. Hus berief 
sich auf eine Kirchenversammlung, was ihm um so leichter 
gewährt werden konnte, als damals schon die Abhaltung einer 
solchen zur Heilung der Gebrechen der Kirche in Aussicht ge¬ 
nommen war.
	        
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