§ i. Die Urzeit 
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unterscheidet. Nach dem bedeutendsten Fundort, Cro-Magnon im Vezere- 
tal, nennt man die zu diesem Typus gehörigen Menschen dieCro-Magnon- 
rasse. Fundstätten sind außer den genannten noch zahlreiche andere 
Höhlen im Dordognegebiet und namentlich die Roten Grotten bei Men¬ 
tone, die besonders ergiebig waren. In diesen letzteren Höhlen wurden 
auch Skelette eines dritten Typus gefunden, der an afrikanische 
Zwergformen erinnert (Buschmänner, Negroiden). Man nennt sie die 
Grimaldirasse, und Spuren von ihr lassen sich in Europa noch bis in 
späte Zeit verfolgen. 
Die Steinzeit. Weit umfangreicher als die körperlichen sind die 
Kulturüberreste des vorgeschichtlichen Menschen. Das Hauptmerkmal 
ist die Herstellung aller möglichen Geräte aus Stein. Zumeist wurde der 
harte und doch durch seine Neigung zum Splittern leicht zu bearbeitende 
Feuerstein benutzt. Diese Steingeräte, neben denen auch solche aus 
Knochen, Gräten usw. sich finden, haben eine überaus lange Ent¬ 
wicklungszeit durchgemacht. Von dem nur roh und oberflächlich zurecht¬ 
geklopften Stein bis zu den feinsten polierten Steinwerkzeugen der 
jüngeren Steinzeit führt eine lange Reihe von Entwicklungsstufen, die 
trotz der klimatischen Veränderungen ohne Unterbrechung vorwärts¬ 
schreitet. Die zwei Hauptabschnitte dieser Entwicklung sind: 
1. Die ältere Steinzeit (paläolithische Zeit). Hauptmerkmale: 
diluviale Fauna; als Wohnungen dienen Höhlen, doch finden sich 
namentlich in der Nähe des Meeres Fundstätten ganz im Freien 
(Kjökkenmöddinger = Küchenabfälle, verkalkte Muschelhaufen mit 
zahlreichen Spuren menschlicher Tätigkeit); die Werkzeuge nur in die 
paßliche Form mehr oder weniger genau zurecht gehauen. 
2. Die jüngere Steinzeit (neolithische Zeit). Die Fauna entspricht 
bereits der heutigen; künstliche Wohnungen, Erd- und Holzhütten, Pfahl¬ 
bauten; die Werkzeuge fein poliert, mit handlichen Griffen und Hand¬ 
haben versehen. Diese Perioden sind aber nicht als Abschnitte mit 
sicherer Zeitbestimmung aufzufassen; sie sind Kulturperioden, die in 
verschiedenen Gebieten der Erde zu sehr verschiedenen Zeitpunkten 
herrschten. So sind in unserer Zeit bei den australischen Stämmen, 
sowie bei den erst in neuerer Zeit ausgestorbenen Tasmaniem fast alle 
Stufen der steinzeitlichen Kultur festgestellt worden. 
Vgl. den oben erwähnten Vortrag von Klaatsch, Z. f. Ethnologie 1908, 40. 
Die ältere Steinzeit. Nach den wichtigsten Fundstätten Frank¬ 
reichs hat Mortillet (Le Prehistorique, 19003) ein System der ver¬ 
schiedenen Kulturstufen dieses Zeitraumes aufgestellt, das abgesehen von 
mannigfachen Abweichungen in Einzelheiten in den Grundzügen ziemlich 
allgemein anerkannt ist. Die wichtigsten Stufen sind: 
Chelleen. Fundorte: Chelles im Dep. Seine et Marne, St. Acheul 
und zahlreiche andere Orte in Westeuropa, Nordafrika und Vorderasien. 
Hauptwerkzeug ein an der einen Seite ovaler, an der anderen spitzer 
,,Fauststein“ (coup de poing), der zu den verschiedensten Verrichtungen 
verwendet werden konnte; Fauna noch ganz südlich: Elefant, Nashorn, 
gegen Ende des Abschnittes das Mammut. 
Mousterien. Fundorte: Le Moustier in Perigord, Taubach b. Weimar, 
Baumannshöhle b. Rübeland, Krapina u. a. Werkzeuge: Spitzen und 
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