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Vorgeschichte
Schaber mit sägeförmigem, scharfem Rand. Fauna: Elefant verschwindet,
dafür Höhlenbär, Moschusochse u. a.
Aurignacien. Fundorte: Aurignac im Dordognegebiet u. a. in
Frankreich und Belgien. Werkzeuge: neben den früheren Steingeräten,
die mannigfaltigere und sorgfältigere Formen annehmen, beginnt die Ver¬
wendung von Horn und Knochen. Fauna: Auftreten des Pferdes.
Solutreen. Fundorte: Solutre a. d. Saone, Mentone, Predwost in
Mähren u. a. Verfeinerte Arbeit der Werkzeuge, Lorbeerblatt- und Zungen¬
formen, Schnitzereien in Knochen und Elfenbein (Abb. b. Hoernes II
557. Der diluviale Mensch S. 35 f.). Wandzeichnungen in versch. Höhlen.
Fauna: allmähliches Schwinden des Mammuts, erstes Auftreten des
Renntieres.
Magdalenien, die oberste Stufe der älteren Steinzeit. Fundorte:
La Madeleine im Dordognegebiet und zahlreiche andere in Frankreich;
außerdem Schweizersbild b. Schaffhausen, Schussenried in Schwaben
und viele Orte in Österreich. Feingearbeitete Werkzeuge dienen zur Be¬
arbeitung von Horn und Knochen, die Verwendung zu Waffen überwiegt.
Die Kunst erreicht einen bemerkenswerten Höhepunkt. Wandmalereien
von lebendiger Naturtreue (Höhlen von Altamira in Spanien, Abb. Pflugk-
Hartung Wg I 88), Reliefschnitzereien auf Horn und Knochen.
Bemerkenswert ist, daß diese hochentwickelte Kunst jäh abbricht und
in der ganzen jüngeren Steinzeit nicht wieder erreicht wird. Hier müssen
gewaltsame Ereignisse eingetreten sein (Naturkatastrophen ? Abwanderung
der Renntierjäger? Ausrottung eines Volkes durch neue Einwanderung?).
Die Fauna dieser Zeit zeigt eine allmähliche Annäherung an die gegen¬
wärtige. Das Mammut wandert nach Osten ab, das Renntier ist noch stark
vertreten, der Höhlenbär ist ausgestorben.
Die Menschen verteilen sich ungefähr so: Chelleen-Mousterien =
Neandertalrasse, im Solutreen daneben noch die negroide Grimaldirasse,
Magdalenien die Cro-Magnonrasse, von da Übergang zum jetzigen Europäer.
Selbstverständlich sind dabei nicht scharfe Abgrenzungen anzunehmen,
sondern allmähliche Verschiebungen, die außerdem zeitlich für verschiedene
Gebiete sehr verschieden sein können.
Die jüngere Steinzeit gehört bereits der geologischen Formation
des Alluviums an. Eine Reihe von Übergangsstufen führt von der pal äo-
lithischen zur neolithischen Zeit. Hauptnachweis solcher Übergänge
in den Schichten der Höhle Mas d’Azil (Ariege im oberen Garonnegebiet).
Das Renntier ist verschwunden, die Fauna entspricht der heutigen, aber
Haustiere fehlen noch. Von der Kunst des Magdalenien keine Spur mehr!
An Stelle der Jäger sind Fischer getreten, wie auch die Höhle Spuren zahl¬
reicher Überschwemmungen zeigt. Hierher werden gewöhnlich auch die
Kjökkenmöddinger Dänemarks gerechnet. Das maßgebende Merkmal der
neolithischen Zeit sind geschliffene Steinwerkzeuge. Durch Schleifen
gelingt es, den Werkzeugen nicht nur gefälligere Formen zu geben, sondern
auch ihre Brauchbarkeit zu erhöhen. So kann man jetzt in die Steingeräte
Löcher bohren, um Stiele, Schäfte und Griffe teils aus Holz teils aus Horn
anzubringen.
Diese jüngere Steinzeit hat nicht überall gleichzeitig begonnen. Wahr¬
scheinlich hat die neue Kulturstufe sich von Vorderasien über Nordafrika