Der Ausgang des Römischen Reiches und die neue Verteilung der Welt. 
Geldwirtschaft. Das Zuströmen auswärtiger Kapitalien seit der Schlacht 
bei Aktium drückte den Zinsfuß von 12 auf 4 °/0 herab (Dio LI 21, 5). 
Die Kunst, Typen zur Prägung von Münzen in harte Metalle zu schneiden, 
wurde nach griechischem Vorbilde in Rom geübt und zu seltener Vollendung 
entwickelt. Das größte Vermögen, 450 Millionen Sesterzen, besaß der Augur 
Cn. Lentulus zur Zeit des Augustus; mit Narcissus wetteiferten Pallas 
und Kallistus im Sammeln von Schätzen. 
Kleinhandel und Gewerbe. Ein kg Schweinefleisch kostete etwa 3, 
ein kg Rindfleisch etwa 2 Sesterzen. Zu den Vertretern der artes illiberales 
rechnete man die Handwerker, Krämer, Schauspieler, Sänger, Tänzer usw., 
zu den Vertretern der artes liberales die Lehrer, Baumeister und Ärzte. 
Die Handwerker schlossen sich zu Innungen (sodalitates, collegia) mit eigenen 
Schutzgöttern zusammen; als allgemeiner Feiertag galt ihnen der 19. März, 
der Gründungstag des Minervatempels auf dem Aventin. Von dem Be¬ 
triebe der Walker (fullones) gibt die in Pompeji ausgegrabene Walkerei 
(fullonium) Kunde, von der Brotbereitung das Grabmal des M.Vergilius 
Eurysakes (Mahlen, Sieben, Kneten, Formen, Backen). 
Buchwesen. Man schrieb mit Rohrfeder und schwarzer Tinte auf 
Papyrus (ägyptisches Papier, aus der Papyrusstaude hergestellt); für 
Überschriften und Titel verwendete man rote Tinte. Im Privatverkehr 
bediente man sich wie in alter Zeit der Wachstäf eichen (tabulae oder cerae) 
und des Griffels (stilus) und für Niederschriften, die auf eine lange Dauer 
berechnet waren, des von König Eumenes von Pergamon erfundenen 
Pergaments (membrana). Nach Entfernung der Schrift durch Bimsstein 
konnte das Pergament wieder benutzt werden; auf einem solchen 
,,Palimpsest" (Cic. ad fam. VII18, 2; Katull. 22, 5) fand Angelo im Mai 1822 
Ciceros Schrift ,,de re publica“ unter einem Kommentar des Heiligen 
Augustinus über die Psalmen. Mit Ciceros Rede für Ligarius machte 
Attikus ein gutes Geschäft (ad Att. XIII 12, 2), ebenso mit dem 
„Antikato" des Hirtius (Drumann GR V2 68); die Sosier erwähnt 
Horaz selbst ep. I 20, 2 als seine Verleger. Asinius Pollio stellte in 
seiner Bibhothek zuerst die Bildnisse der Verfasser auf (Plin. VII 115. 
XXXV 10). 
Unterricht und Erziehung. Die Elementarschule war für Knaben und 
Mädchen vom 6. bis zum 14. Lebensjahre gemeinsam; gelehrt wurden: 
Lesen, Schreiben, Rechnen, Griechisch, Mathematik und Literatur. Das 
Schuljahr begann am 19. März (Quinquatrus) und dauerte 8 Monate; 
die Ferien lagen in den Monaten Juli bis Oktober. Das Schulgeld betrug 
für das Jahr in der Regel 500 Sesterzen (100 M.), wovon freilich auch die 
Miete für die Schulräume bestritten werden mußte. Die Schüler der ein¬ 
zelnen Klassen saßen nach ihren Leistungen in einer bestimmten Rang¬ 
ordnung und hatten im Durchschnitt täglich sechs Stunden Unterricht; 
die Lehrer waren meist zugewanderte Griechen. Die höheren Schulen 
pflegten fast ausschließlich die Beredsamkeit, und zwar durch Vorträge 
und Übungen. Als solche dienten für die Unterstufe Schulreden, die als 
suasoriae bezeichnet wurden und etwa unseren Aufsätzen entsprechen, 
z. B.: „Hannibal überlegt nach der Schlacht bei Kannä, ob er seine Truppen 
gegen Rom führen soll“, „Agamemnon überlegt, ob er Iphigenie opfern soll 
(Grasberger III 369). Die Schüler der Oberstufen behandelten in ihren
	        
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