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bemüht, durch zierliche Dichtungen nach französischem Muster dem Stnart'schen Hofe
zu gefallen.
_ Dagegen leistete in den Naturwissenschaften Isaak ,N ewton. 1727, der Zeit¬
genosse von Wilhelm III., Ludwig XIV., Peter d. Gr., Prinz Eugen, Leibnitz u. s. w.)
Gro&es: er fand die Grundgesetze der Optik (vergl. Goethes vergeblichen Streit gegen
Newtons Farbenlehre) und das Gesetz der allgemeinen Anziehungskraft (Gravitation)
wodnrch die Lehnen des Kopernikus und Keplers bestätigt unb tiefer begründet wurden.
§ 25.
Der spanische Erbfolgekrieg. 1701—1714.
1. Anlaß. Da König Karl II. von Spanien, der letzte männliche
Sprosse des spanisch-habsburgischen Hauses, schwächlich und ohne Nachkommen
war, so eröffnete sich schon zn seinen Lebzeiten für die Verwandten seiner
beiden Schwestern die Aussicht auf den spanischen Thron.
Philipp IV. f 1665.
Maria ^her.. Gern. Ludwig XIV. f 1715. — Marg. Ther., Gern. Leop. I. — KarlII.
' t 1700.
Ludwig Dauphin f 1711. Maria Antonia, (Joseph I., KarlVI.)
Gem. Max Em. 1705—11 1711—40
Ludwig (Herz. v.Burg.) f 1712; Philipp ü. Anjou, v. Bayern
Ludwig XV. f 1774. Jos. Ferdinand f 1699.
Da aus der Ehe Leopolds mit Marg. Theresia nur eine Tochter (Maria
Antonia, die Gemahlin des bayerischen Kurfürsten Max Emannel) vorhanden war,
während die Söhne des Kaisers, Joseph und Karl, aus späteren Ehen stammten, so
berief sich Leopold bei seinen Erbansprüchen in erster Linie auf seine Abstammung von
Philipp III., als Sohn von dessen Tochter Maria Anna, welcher bei ihrer Vermählung
mit Ferdinand III. ihre Rechte auf die spanische Monarchie vorbehalten worden waren,
während ihre Schwester Anna, die Gemahlin Ludwigs XIII., darauf verzichtet hatte1.
3)ie französischen Kronjuristen erklärten jedoch den Verzicht der Mutter und der Ge¬
mahlin Ludwigs XIV. als ungültig für die männlichen Nachkommen derselben. Da
nun die Rücksicht auf das europäische Gleichgewicht eine Vereinigung der spanischen
Ländermasse mit Literreich oder Frankreich unthunlich erscheinen ließ, so beanspruchte
Kaiser Leopold die Erbschaft für seinen zweiten Sohn Karl, Lndwig XIV. für seinen
zweiten Enkel Philipp.
Die Seemächte dagegen (England und Holland), geleitet von Wilhelm III., be¬
trieben im Interesse des europäischen Gleichgewichtes die Erbfolge des Kurprinzen
Joseph Ferdinand von Bayern, wahrend die beiden anderen Bewerber mit
spanischen Neben ländern abgefunden werden sollten. In Spanien selbst wünschte
1 Philipp III.
Anna, Gem. Ludw. XIII. Philipv IV. Maria Anna, Gem. Ferd. III.
Ludwig XIV. Leopold I.