Tapferkeit war allgemein bekannt, und seine christliche Frömmigkeit kam
manchem Pilger und Wanderer zu gute. So begegnete Rudolf einst auf
der Jagd einem Priester, der eben einen angeschwollenen Bach durchwaten
wollte, um einem Sterbenden das Hl. Abendmahl zu bringen. Sogleich
sprang er vom Pferde und setzte den Geistlichen darauf. Am folgenden
Morgen brachte es dieser zurück, aber Rudolf nahm es nicht an und wollte
„das Roß nicht wieder zu Streit und Jagd besteigen, das seinen Heiland
getragen." Derselbe Priester soll später Kaplan bei dem Erzbischof Werner
geworden fein und diesem den frommen Sinn des Habsburger Grafen ge¬
rühmt haben. Aber der Erzbischof war dem Rudolf auch persönlich ver¬
pflichtet, weil er ihm früher ans einer Reise nach Rom, um sich das Pal¬
lium (den bischöflichen Mantel) zu holen, sicheres Geleit über die Alpen ge¬
leistet hatte. Beim Abschied sagte der Erzbischof: „Wollte Gott, Herr
Graf, ich lebte nur noch so lange, um Euch für diesen Dienst reichlich
lohnen zu können."
Rudolf belagerte gerade den Bischof von Bafel und lag mit
feinem Kriegsvolke vor der Stadt, als ihn einst um Mitternacht
fein Schwager Friedrich von Hohenzollern mit der Nachricht
von feiner Wahl weckte. Sogleich machte die Stadt Frieden, der
Bischof aber rief: „Sitze nur fest, Herr Gott, sonst wird dieser
Rudolf noch deinen Platz einnehmen." In Aachen fand die Krö¬
nung statt.
Als nach der Krönung der König und die Fürsten sich in die Kirche
zur Belehnung begaben, fehlte das Reichsfcepter, auf welches der Eid ge¬
leistet ward. Um jede übele Vorbedeutung zu beseitigen, ergriff der König
sofort ein Krucifix und sagte: „Dieses Kreuz, in welchem wir und die
ganze Welt erlöset sind, wird ja wohl die Stelle eines Scepters vertreten
können."
Dem Papste bestätigte Rudolf alle früheren Schenkungen und
gelobte fogar einen Kreuzzug, der indessen nicht zustande kam?)
*) Der Kreuzzug Friedrichs II. war der fünfte. — Im Jahre 1213 zog
aus Frankreich eine Schar bort 30 000, aus Deutschland eine andere von
20000 Kindern fort, um das heilige Land zu befreien. Die Deutschen kamen
fast alle vor Hunger um; die französischen fielen Sklavenhändlern in die Hände,
die ganze Schiffsladungen derselben an die Türken nack Ägypten verkauften.
— Die letzten Kreuzzüge unternahm Ludwig IX., der Heilige, König von
Frankreich, ober ohne Erfolg (1270). Seitdem verlor sich die Lust zu Kreuz-
Zügen. Die letzten christlichen Besitzungen in Palästina gingen 1291 verloren.