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§ 18. Erfindungen im Mittelalter.
Die für die Menschheit wichtigsten Erfindungen des späteren
Mittelalters waren die Erfindung des Schieß Pulvers und der
Buchdruckerkunst.
Die Erfindung des Schießpulvers, gewöhnlich dem Franzis¬
kaner Bert hold Schwarz zu Freiburg im Breisgau zugeschrieben
(1340), jedenfalls erst seit diesem auf den Krieg angewandt, hatte
die Erfindung der Feuerwaffen (der Geschütze und des kleinen Ge¬
wehrs) und somit eine Umgestaltung des gesamten Kriegswesens
zur Folge. Die alten ritterlichen Waffen wurden unbrauchbar,
und wenn auch der Adel lange „der heimtückischen wehrlosen Waffe"
grollte, so bildete sich doch mit der Zeit eine neue Kriegskunst
(Taktik) aus, die nicht mehr das ausschließliche Anrecht des
Adels war.
Berthold Schwarz, ein Freund chemischer Versuche, hatte einst, wie es
heißt, Salpeter, Schwefel und Kohle in einem Mörser gestoßen, als Plötzlich
ein Funke die Masse entzündete und den deckenden Stein mit heftigern Knall
in die Höhe schleuderte. Dies führte auf die Erfindung der Mörser, dann
der Kanone, oder wie sie damals hießen, der Bombarden, Donner- oder
Wallbüchsen (Karthannen), später der Muskete, die anfangs auch, auf eine
Gabel gelegt, mit der Lunte abgefeuert wurden. (Die Chinesen wollen das
Pulver lauge vorher gekannt haben; von ihnen soll es zn den Arabern ge¬
kommen sein, doch wurde es nur zum Sprengen verwandt). *)
Die segensreichste (nnd entschieden deutsche) Erfindung ist die
der Buchdruckerkunst durch den Mainzer Johann von Sorgen¬
loch, genannt Gensfleisch zu Gutteuberg, kurz Johann
Gnttenberg genannt.
Voran ging dieser Erfindung die des Baumwollen-, und zuletzt des
Seinen- oder Lumpenpapiers (das älteste Schreibmaterial war die Papyrus-
staude, dann das Pergament), sowie die Holzschneidekunst, die zu Spielkarten
und Heiligenbildern verwandt wurde. Die ältesten Bücher wurden (mit ver¬
zierten Anfangsbuchstaben) geschrieben und waren ungemein teuer — eine
Bibel 1000 Goldgulden —, denn die Drucke mußten für jede Seite und
jedes Buch neu geschnitten werden. Erst Gnttenberg hatte den glücklichen
) ^n der Schlacht bei Creeh (1346) sollen zuerst Donnerbüchsen ge¬
braucht worden sein; nachweisbar aber erst in der Schlacht bei Azineonrt (1415)
in den Kriegen zwischen Engländern und Franzosen.