Full text: Mittelalter (Teil 2)

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Nachdem Attila die Seinen angewiesen, die Schlachtordnung der Römer 
zu verachten, sich vielmehr auf die Alanen und Westgoten zu werfen, in 
denen die Kraft des Feindes liege, schloß er also: „Müßt ihr sterben, so 
werdet ihr sterben, auch wenn ihr fliehet; richtet eure Augen ans mich! Ich 
schreite voran, wer mir nicht folgt, der ist des Todes." Und nun begann 
ein so furchtbares Ringen und Würgen, daß auf beiden Seiten über 
160 000, ja nach anderer Angabe 300 000 fielen. Die Sage berichtet, daß 
die Geister der Erschlagenen noch drei Tage nachher in den Lüften gerun¬ 
gen hätten. Schon war das römische Treffen durchbrochen, der Westgoten¬ 
könig Theodorich gefallen, als sein Sohn Thorismund die Hunnen zum 
Weicheu brachte und den Sieg entschied. Attila zog sich in seine Wagen¬ 
burg zurück und ließ aus Sätteln und hölzernen Schilden einen Scheiter¬ 
haufen errichten, um sich im Falle des Unterliegend zu verbrennen. 
Europa war vor hunnischer Barbarei gerettet. Attila trat 
seinen Rückzug an, war aber noch stark geung, um im Jahre 452 
einen Einbruch in Italien zu machen. Fünfzig Städte, unter diesen 
Aquileja, sanken in Trümmer, und Flüchtlinge gründeten aus den 
Lagunen des adriatischen Meeres die Stadt Venedig. Erst die 
feurige Beredsamkeit des römischen Bischofs Leo soll den Barbaren 
zur Rückkehr bewogen haben. Im folgenden Jahre (453) starb 
er in der Brautnacht entweder an einem Blntstnrz oder durch den 
Rachestahl seiner Gemahlin, der schönen Burgunderin Jldieo 
(Hildegunde). 
Bei der Lcichenseier ritten die hunnischen Edlen mit geschorenen Haaren 
und zerfetzten Gesichtern um den in einem Prachtzelt ausgestellten Leichnam 
herum, der dann in einen goldenen Sarg gelegt ward, den ein silberner, 
und zuletzt ein eiserner umschloß. Die Arbeiter bei der Bestattung wurden 
getötet, damit die Grabstätte nicht verraten werde. 
3. Theodorich der Große (493—526). 
Nach Attilas Tode zerfiel das Hunnenreich; die unterworfenen 
Völker, besonders die Ostgoten, machten sich wieder selbständig. 
Diese wohnten im heutigen Ungarn und wurden von drei Brüdern 
beherrscht. Auch sie suchten durch Einfälle das griechische Reich 
heim uud erzwangen hohen Tribut. Da ward einst der sieben-
	        
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